Biorhythmus

Warum ein Herzinfarkt morgens häufiger tödlich ist

Herzinfarkte am Morgen sind gefährlicher als zu anderen Tageszeiten – das wussten Forscher schon. Jetzt haben sie auch die Ursache herausgefunden-

Veröffentlicht:
Menschen, die morgens einen Herzinfarkt erleiden, sterben häufiger daran. Wissenschaftler wissen jetzt auch, warum.

Menschen, die morgens einen Herzinfarkt erleiden, sterben häufiger daran. Wissenschaftler wissen jetzt auch, warum.

© fatihhoca / iStock

MÜNCHEN. Nach einem Herzinfarkt hängt es vom Tageszeitpunkt ab, wie die Entzündungsreaktion im betroffenen Herzmuskel verläuft, haben Forscher der LMU München herausgefunden.

Außerdem schwanke die Stärke der Immunantwort über den Tagesverlauf. Entscheidend dafür sei der Chemokinrezeptor CXCR2, dessen Aktivität vom Biorhythmus beeinflusst werde (EMBO Molecular Medicine 2016; online 25. Mai)

Bei einem Herzinfarkt sterben bekanntermaßen Herzmuskelzellen ab. Daraufhin wandern Zellen des Immunsystems, die Neutrophilen Granulozyten, in das geschädigte Gewebe und lösen eine Entzündungsreaktion aus, durch die das abgestorbene Gewebe von Immunzellen abgebaut wird.

Das Herzinfarktrisiko hängt bekannterweise vom Tageszeitpunkt ab. Ebenso verhält es sich mit dem weiteren Verlauf, erklärt die Universität in ihrer Mitteilung: Die Sterblichkeit sei bei morgendlichen Infarkten größer und die Heilungschancen schlechter. Bislang war die molekulare Ursache dafür jedoch weitgehend unklar.

Am Morgen arbeitet das Immunsystem verstärkt

Die Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass die Einwanderung der neutrophilen Granulozyten in den Infarktbereich auch vom Biorhythmus abhängt.

"Zu Beginn der aktiven Phase werden mehr Neutrophile aus dem Knochenmark freigesetzt. Beim Menschen liegt ihre aktive Phase in den frühen Morgenstunden.

Ein Herzinfarkt zu dieser Zeit führt zu einer übermäßigen Entzündungsreaktion durch Neutrophile", wird Professorin Sabine Steffens vom Klinikum der LMU zitiert. Das verschlechtere die Heilungschancen, da sich infolge der stärkeren Entzündung auch mehr Narben im Gewebe bildeten und sich der Herzmuskel ausdehne, was das Herz schwäche.

Unterdrückung eines Rezeptors verringert die Entzündungsantwort

Die Forscher wiesen zudem nach, dass auch der Chemokinrezeptor CXCR2, der an der Zelloberfläche der Neutrophilen sitzt, nach Uhrzeit "arbeitet".

Am stärksten wird er direkt nach dem Aufwachen exprimiert.

Wurde der Rezeptor medikamentös unterdrückt, verringerte sich die Entzündung und damit die Schädigung des Herzmuskels, so Steffens. Die Studie zeige zudem, dass "CXCR2 ein interessantes therapeutisches Ziel sein kann, wenn nach einem Herzinfarkt zu viele Neutrophile in das geschädigte Muskelgewebe wandern." (mmr)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

2. Preis Charity Award 2025

Keine Ahnung von Reanimation? Studierende vermitteln Kompetenz

Sommer- und Winterzeit

Neue Analyse: Zeitumstellung offenbar doch ohne kardiale Folgen

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Wolfgang P. Bayerl 14.06.201622:07 Uhr

Diese Theorie setzt allerdings voraus,

dass die Immunreaktion schädlich ist. Das ist nicht so ganz nachvollziehbar, da die toten Muskelzellen ja irgendwie entsorgt werden müssen. Es müsste daher vorher bekannt sein ob nicht die Ausdehnung der Muskelschädigung am Morgen höher ist. Auch die Angina p. tritt ja morgends häufiger auf. Wer weis mehr?

Joachim Malinowski 14.06.201611:23 Uhr

Entzündung blocken - Gefahr gebannt?

Wenn die Entzündungreaktion so entscheidend ist, wie sieht es dann mit Antiphlogistika aus, um ein besseres Outcome zu erhalten?

Sonderberichte zum Thema
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Willkommenskultur

Neu im Team? Was Praxen beim Onboarding beachten sollten

Lesetipps
Arzt untersuch das Knie eines Patienten

© gilaxia / Getty Images / iStock

Interview mit Leitlinien-Koordinator

Gonarthrose-Therapie: „Nur wenige Maßnahmen wirken“

Menschen laufen am Strand

© KOTO - stock.adobe.com

Nicht-medikamentöse Behandlung

Sport bei Kniegelenksarthrose? Move it or loose it!