Wirken Statine gegen Vorhofflimmern?

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Vorhofflimmern im EKG. Typisch für diese häufigste Herzrhythmusstörung sind die unregelmäßig einfallenden QRS-Komplexe: absolute Arrhythmie.

Vorhofflimmern im EKG. Typisch für diese häufigste Herzrhythmusstörung sind die unregelmäßig einfallenden QRS-Komplexe: absolute Arrhythmie.

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TOURS (ob). Eine neue Facette im Wirkspektrum der Statine deutet sich an: Nach aktuell publizierten Studiendaten scheinen die Lipidsenker auch einen gewissen Schutz gegen Vorhofflimmern zu bieten. Noch ist es jedoch zu früh, Statine gezielt zur Arrhythmie-Prophylaxe zu verordnen.

Ein französisches Forscherteam um Dr. Laurent Fauchier aus Tours hat die wissenschaftliche Literatur nach kontrollierten Studien durchforstet, in denen Auswirkungen einer Behandlung mit Statinen auf die Inzidenz von Vorhofflimmern untersucht worden sind (JACC 51, 2008, 828). Die Auswertung von deren Daten in einer Metaanalyse ergab jetzt: Wer mit Statinen behandelt wurde, hatte ein signifikant um 61 Prozent niedrigeres Risiko für das Auftreten von Vorhofflimmern.

Besonders ausgeprägt war die Wirkung in der Sekundärprävention: Bei Patienten, bei denen bereits paroxysmales Vorhofflimmern aus der Vorgeschichte bekannt war oder die bereits eine Kardioversion hinter sich hatten, war die Statintherapie mit einer Abnahme von Arrhythmierezidiven um 67 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe assoziiert.

Nicht ganz so ausgeprägt war die - in diesem Fall primärpräventive - Wirkung bei Patienten, bei denen wegen eines kardiochirurgischen Eingriffs oder eines akuten Koronarsyndroms ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Vorhofflimmern bestand. Hier betrug die Risikoreduktion 40 Prozent.

Grundlage der neuen Metaanalyse bilden sechs randomisierte Studien mit insgesamt 3 557 Patienten, bei denen zu Studienbeginn Sinusrhythmus bestand. Bei 386 von ihnen trat im Beobachtungszeitraum Vorhofflimmern auf - entweder als Erstmanifestation oder als Rezidiv.

Bevor allerdings Statine als neue Option speziell zur Prävention von Vorhofflimmern empfohlen werden können, bedürfe es noch weiterer großer prospektiver Studien, um die Ergebnisse der Metaanalyse zu erhärten, betonen die Autoren. Eine Erklärung für die arrhythmieprophylaktische Wirkung von Statinen könnte nach ihrer Ansicht im antientzündlichen Effekt dieser Lipidsenker liegen.

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