Zink bessert Therapiechancen für Leberkranke

Patienten mit Hepatitis C, aber auch Patienten mit alkoholbedingten Leberschäden profitieren von Zusatztherapie mit Zink.

Von Helga Brettschneider Veröffentlicht:
Die Leber ist ein wichtiges Organ für den Zinkstoffwechsel.

Die Leber ist ein wichtiges Organ für den Zinkstoffwechsel.

© Foto: sebastian kaulitzkiwww.fotolia.de

Patienten mit chronischer Hepatitis C oder hepatischer Enzephalopathie profitieren offenbar, wenn sie Zink einnehmen. So wird etwa die Ansprechrate auf eine Interferontherapie erhöht oder eine hepatische Fibrose gebremst.

"Die Leber ist das Hauptorgan des Zinkstoffwechsels", sagte Dr. Kurt Grüngreiff aus Magdeburg. Er hat den Zinkmangel als Co-Faktor in der Pathogenese der hepatischen Enzephalopathie (HE) schon vor etwa 20 Jahren ausgemacht. Vor kurzem wurde dieser Zusammenhang wissenschaftlich anerkannt. Die HE ist die wichtigste Komplikation der Leberzirrhose. Bei diesen Patienten gehört die Zinkgabe bei Zinkmangel zur Standardtherapie, so Grüngreiff. Das Spurenelement kann die hepatische Fibrose bremsen, die Regenerationsfähigkeit des Organs verbessern und den alkoholinduzierten oxidativen Stress in Leberzellen mindern.

Den Nutzen belegen Daten von 34 Patienten, die drei Monate lang ein Zinkpräparat zusammen mit Ornithinaspartat einnahmen. Bei etwa 60 Prozent der Patienten stieg der erniedrigte Zinkwert wieder. Die erhöhte Konzentration an Ammoniak - der wichtigste pathogenetische HE-Faktor - dagegen nahm ab und das HE-Stadium besserte sich. Grüngreiff plädierte dafür, bei Patienten mit Zinkmangel und Leberzirrhose auch ohne Vorliegen einer hepatischen Enzephalopathie Zink zu substituieren. Er gibt bei einem Serumspiegel unter 10 µmol/l täglich 15 mg und bei Werten unter 8 µmol/l die doppelte Menge. Eine Wertekontrolle erfolgt nach sechs bis acht Wochen.

Auch bei Patienten mit chronischer Hepatitis C erscheine die Therapie mit Zink in einer Mangelsituation sinnvoll. Dafür sprächen erste Ergebnisse einer japanischen Studie. Darin wurden 75 Patienten mit einer Interferontherapie oder mit Interferon (IF) plus Zinkgaben behandelt. Ein halbes Jahr nach Therapiestart wurde der Erfolg geprüft und ein klarer Unterschied festgestellt: 38 Prozent der Patienten, die IF plus Zink erhalten hatten, wiesen ein komplettes Ansprechen auf, waren also virusfrei. Ohne Zinkeinnahme dagegen war das nur bei elf Prozent der Fall.

Insgesamt wurde bei 56 Prozent der Patienten mit IF plus Zink ein komplettes oder zumindest teilweises Ansprechen notiert, aber lediglich bei 22 Prozent ohne Zink, so Grüngreiff beim internationalen Zinksymposium 2008 von Köhler Pharma. Das Unternehmen bietet etwa das Präparat Unizink® an. Möglicherweise greife Zink in die Replikation des Hepatitis-C-Virus ein, so Grüngreiff. Daten einer weiteren Studie weisen auf einen hemmenden Effekt hin.

Zinkmangel und Leber

Patienten mit Lebererkrankungen weisen häufig ein Zinkdefizit auf. 30 bis 50 Prozent der Alkoholiker leiden zum Beispiel darunter. Die Ursachen für den Zinkmangel liegen in einer erhöhten renalen Ausscheidung und einer verminderten Aufnahme, etwa durch alkoholbedingte Resorptionsstörungen oder zu niedrige Zufuhr. Bei dekompensierter Leberzirrhose besteht in 80 Prozent der Fälle ein Defizit. Die Folgen des Zinkmangels bei Leberkranken reichen vom Verlust der Körperbehaarung über trockene Haut und Appetitmangel bis zu gestörter Wundheilung und zerebraler Dysfunktion. Daneben kann Zinkmangel bei Leberzirrhose wegen der verringerten Vitamin-A-Mobilisierung zu Nachtblindheit führen.

(hbr)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Synergistischer Effekt

Hypertonie verschlimmert wohl metabolische Fettleber

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Impfung gegen Gelbfieber: Ist eine Auffrischung nötig?

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie