Kritik an Krebsregister

BLÄK-Vize Botzlar: „Experten benötigen Daten“

Die Bayerische Landesärztekammer fordert eine Reformierung des Bayerischen Krebsregisters. Die Kritik: Meldende Ärzte haben keinen Zugriff auf die eigenen Daten.

Veröffentlicht:
Alle Ärzte sowie Krankenhäuser im Freistaat sind dazu verpflichtet, Diagnosen einer Krebserkrankung sowie darauffolgende Befunde und Behandlungen ans Krebsregister zu melden. Die Kritik aus der Kammer: Sie selbst können kaum auf die Daten für die Versorgung zugreifen.

Alle Ärzte sowie Krankenhäuser im Freistaat sind dazu verpflichtet, Diagnosen einer Krebserkrankung sowie darauffolgende Befunde und Behandlungen ans Krebsregister zu melden. Die Kritik aus der Kammer: Sie selbst können kaum auf die Daten für die Versorgung zugreifen.

© metamorworks / stock.adobe.com

Hof. „Das Bayerische Krebsregister muss dringend reformiert werden, denn es verfehlt entscheidende Ziele, welche mit der Krebsregistrierung verbunden sind“, forderte Dr. Andreas Botzlar, 1. Vizepräsident der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK), beim 80. Bayerischen Ärztetag in Hof.

Verabschiedet worden war das Gesetz für das bayernweite Krebsregister im Landtag 2017, dahinter steht die Idee, alle Krebserkrankungen sowie ihre Behandlungen zentral und einheitlich zu erfassen. Alle Ärzte sowie Krankenhäuser im Freistaat sind seither dazu verpflichtet, Diagnosen einer Krebserkrankung sowie darauffolgende Befunde und Behandlungen zu melden.

Kontroverse um Datenschutz

Gleichzeitig stand schon vor Verabschiedung des Gesetzes eine Kontroverse um datenschutzrechtliche Fragen im Raum. Nur in einer Vertrauensstelle beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) können deshalb bei Bedarf Daten, die einen Patienten identifizieren, sowie medizinische Daten zusammengeführt werden.

In einer Pressemeldung der BLÄK heißt es nun: Grundsätzlich solle die Krebsregistrierung etwa die leitliniengerechte Versorgung von Krebspatienten unterstützen, zur Erforschung von Krebserkrankungen beitragen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Krebsbehandlung fördern. Dies aber sei unter den derzeitigen Bedingungen nicht möglich.

„Unverständlich ist, dass Ärzte und Kliniken nicht jederzeit auf Daten zugreifen können, die sie selbst aufgrund der Meldepflicht in das Krebsregister eingespeist haben und welche von allen mitversorgenden Kollegen fortgeschrieben werden“, wird Botzlar zitiert. Für die Generierung von Wissen und um Innovationen zu fördern, benötigten Krebsexperten Daten. Beklagt hatten Mediziner diesen Umstand auch Anfang November 2020 im Rahmen einer Anhörung des Gesundheitsausschusses des Bayerischen Landtags.

Arbeit der Comprehensive Cancer Center erschwert

Zudem kritisiert der Vizepräsident, dass die Datenbanken der sechs regionalen Krebsregister der Universitätsklinika im Freistaat bis spätestens 2023 aufgelöst werden müssen. Dies erschwere die Aufgabe der Comprehensive Cancer Center der Unikliniken, regionale Versorgungsnetze abzubilden, Befunde in den Versorgungsketten zu übermitteln, Leitlinienabweichungen zu bewerten sowie Versorgungs- und Forschungsschwerpunkte und Biobanken zu unterstützen.

Auch hier geht es um Datenschutzrechtliches, hinterfragt hatte seinerzeit unter anderem der bayerische Landesbeauftragte für Datenschutz, Thomas Petri, in welcher Beziehung klinische Patientenregister in den einzelnen Krankenhäusern zum zentralen Krebsregister stünden, und ob ein Abgleich beider Datenbanken Patienten identifizierbar mache. (mic)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Bayern

Jede zweite Schwangere testet auf Trisomien

Gelebte Teampraxis

Warum Hausarzt Fugmann seine Praxismanagerin steuern lässt

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: LUMINANCE-Studie: Gesamtüberleben (OS) unter Behandlung mit EP (Etoposid + Platin) plus Durvalumab

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Kleinzelliges Lungenkarzinom

ED-SCLC: Real-World ähnliche Studie unterstreicht Effektivität von Durvalumab

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Aktualisierte Ergebnisse der Phase-III-Studie AEGEAN

© Budi / stock.adobe.com (generiert mit KI)

Perioperatives Durvalumab beim resezierbaren NSCLC im Stadium IIA–IIIB [N2]

Aktualisierte Ergebnisse der Phase-III-Studie AEGEAN

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Neue Follow-up-Daten zur Geneditierungstherapie Exa-cel

© Springer Medizin Verlag

Neue Follow-up-Daten zur Geneditierungstherapie Exa-cel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vertex Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung