Praxisbesuch

Wie die Corona-Impfung in der Praxis Arzt und Patient glücklich macht

In Deutschland steigen immer mehr Hausärzte in die Corona-Impfkampagne ein. Wie gut vor allem ältere Patienten davon profitieren, zeigt ein Praxis-Besuch zum Impfstart in Schleswig-Holstein.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Impfstart im Norden für „ein Stück mehr Normalität“: KV-Chefin Dr. Monika Schliffke, Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg und die Hausärzte Dennis Kramkowski und Stephan Miklik (von links).

Impfstart im Norden für „ein Stück mehr Normalität“: KV-Chefin Dr. Monika Schliffke, Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg und die Hausärzte Dennis Kramkowski und Stephan Miklik (von links).

© Dirk Schnack

Kiel. Julia L. war eine der ersten in Schleswig-Holstein: Die 67-Jährige zählt zur Risikogruppe und erhielt deshalb ihre Corona-Impfung am Mittwochvormittag in der Hausarztpraxis von Dennis Kramkowski und Stephan Miklik in Kiel.

Weil sich an diesem Vormittag auch Landesgesundheitsminister Dr. Heiner Garg (FDP) und KV-Chefin Dr. Monika Schliffke ein Bild von den ersten Impfungen in dieser Praxis machten, wartete nach der Impfung eine kleine Medienschar auf Julia L., der sie Auskunft über ihre bisherigen Bemühungen, an einen Impftermin zu kommen, gab.

Zahlreiche Versuche hätten sie und ihr Mann unternommen, um einen Termin in einem der landesweit fast 30 Impfzentren zu bekommen – und immer seien sie gescheitert. Ihr Hausarzt dagegen habe sie angerufen, einen Termin angeboten und schon sei die Impfung erfolgt – jetzt sei sie „ganz entspannt“.

Nicht nur Hausärzte interessiert

So wie die Kielerin profitieren seit dem 7. April viele Schleswig-Holsteiner davon, dass neben den Impfzentren auch die Praxen auf breiter Fläche in die Impfkampagne einsteigen können. 1500 Praxen aus Schleswig-Holstein waren in der ersten Woche dabei.

Der Impfstoff, derzeit wegen der Knappheit noch vom Großhandel quotiert, bleibt zwar limitierender Faktor. Kramkowski und Miklik aber bekamen immerhin 78 der angeforderten 80 Impfdosen für ihre Doppelpraxis geliefert.

Um die Vorteile der Impfungen in den Praxen ausschöpfen zu können, brauchen wir weiterhin viel mehr Impfstoffdosen.

Dr. Heiner Garg, Gesundheitsminister in Schleswig-Holstein

Wenn es nach Garg und Schliffke ginge, könnten es gerne mehr sein. Garg sprach von einem „wunderbaren Angebot, wenn man sich vom Arzt seines Vertrauens impfen lassen“ könne. Die Ausweitung der Impfkampagne auf die Arztpraxen ist für ihn „ein großer und wichtiger Schritt für die Impfkampagne.“ Zugleich verwies er aber auf das Potenzial: „Um die Vorteile der Impfungen in den Praxen ausschöpfen zu können, brauchen wir weiterhin viel mehr Impfstoffdosen.“

Priorisierung wird eingehalten

Alle Beteiligten betonten in einem kurzen Pressegespräch vor der Praxis, dass auch die Vertragsärzte die Priorisierung einhalten. Kramkowski etwa benötigt Impfstoff nicht nur in der Praxis, sondern auch für die immobilen Patienten, die von ihm versorgt werden. Garg und Schliffke betonten ihr Vertrauen in die niedergelassenen Ärzte, die selbst am besten wüssten, wer aufgrund seiner Krankengeschichte schneller als andere geimpft werden sollte.

Laut Schliffke stehen die Ärzte bereit, auch deutlich mehr als die bislang gelieferten Mengen zu verimpfen. Neben den Hausärzten hätten weitere Fachgruppen Interesse, sich zu beteiligen. „Die Praxen sind bereit. Wir hoffen, dass so viele Menschen wie möglich in den nächsten Wochen die Chance zum Impfen erhalten und auch wahrnehmen“, sagte sie.

Ihre Zuversicht nimmt sie nicht nur aus dem Wissen, dass Impfen zum Kerngeschäft in den Praxen zählt, sondern auch aus der gut eingespielten Lieferkette, die in der Startwoche reibungslos funktioniert habe.

Lesen sie auch

Impfzentren sollen vorerst bleiben

Auf die Impfzentren werden die Verantwortlichen im Norden aber vorerst nicht verzichten. Garg will an ihnen voraussichtlich bis zum Sommer festhalten, unter anderem für die Zweitimpfungen der Menschen, die dort ihren ersten Termin hatten.

Julia L., die wie alle in dieser Woche in den Praxen geimpften Menschen den Impfstoff von BioNTech/Pfizer erhielt, wird sich über Termin und Weg in ein Impfzentrum keine Gedanken mehr machen müssen.

Wenn sie auch die zweite Impfung durch ihren Hausarzt erhalten hat, freut sie sich darauf, ihren neuen Enkel in den Händen halten zu können – ein Beispiel für den Wunsch Gargs, was die Impfungen neben dem Schutz als Folge bewirken werden: „Endlich wieder ein Stück mehr Normalität.“
Lesen sie auch
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Neues Allergiezentrum am UKSH in Kiel

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommunikation und Datenschutz

Neue Perspektiven für IT in der Praxis

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“