Lockdown-Folgen

Kinder in Gefahr: UKE-Ärzte sehen Daten skeptisch

Eine Befragung ergab, dass die registrierten Fälle von Kindeswohlgefährdung um 15 bis 20 Prozent gesunken sind. Daran gibt es erhebliche Zweifel.

Veröffentlicht:

Hamburg. Obwohl derzeit immer weniger Kindeswohlgefährdungen registriert werden, glauben Hamburger Ärzte, dass die Dunkelziffer gestiegen ist.

Eine Befragung unter 159 deutschen Kinderschutzambulanzen und -gruppen im März und April 2020 ergab, dass die registrierten Fälle von Kindeswohlgefährdung um 15 bis 20 Prozent im Vergleich zu den gleichen Monaten des Vorjahres gesunken sind, sagte Dr. Jo Ewert, Kinderschutzkoordinator der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf (UKE).

Allerdings glauben die Wissenschaftler, dass der Trend in genau die entgegengesetzte Richtung verläuft. Sie rechnen mit einer im Verborgenen gestiegenen Zahl von Misshandlungen und Vernachlässigungen. „Grund für die anzunehmende Vergrößerung des Dunkelfelds könnte unter anderem die durch den pandemiebedingten Lockdown fehlende soziale Kontrolle sein“, erklärt Dr. Silke Pawils, Leiterin der entsprechenden Forschungsgruppe am Institut für medizinische Psychologie des UKE.

WHO: 90 Prozent der Kindeswohlgefährdungen werden nicht erfasst

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätze, dass 90 Prozent der Kindeswohlgefährdungen nicht erfasst werden, betonte Ewert. Tatsächlich hätten Kinder in Zeiten sozialer Isolation weniger Möglichkeiten, Hilfssignale zu senden. „Aus anderen Studien wissen wir, dass insbesondere Kinder, die bereits vor der Pandemie von Gewalt betroffen waren, im ersten Lockdown mit höherer Wahrscheinlichkeit erneut betroffen waren“, sagte Ewert.

Er verwies auf die Medizinische Kinderschutzhotline 0800/192100. Hier können sich medizinische Fachkräfte beraten lassen. Für die Planung weiterer Corona-Maßnahmen sollte das Kindeswohl mit berücksichtigt werden, forderte Ewert. „Kitas und Schulen sollten so weit wie möglich offenbleiben.“ (cben)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Zahlen der Gesetzlichen Unfallversicherung

Berufskrankheiten: Der Corona-Peak schwindet allmählich

Das könnte Sie auch interessieren
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Dr. Michael Seewald

© Anatoli Oskin / Universität Augsburg; © AstraZeneca

Umfrage unter Ärzt:innen

Nachhaltigkeit wird Kernbestandteil verantwortungsvoller Medizin

Anzeige | AstraZeneca GmbH
Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

© Jennifer / stock.adobe.com

Zuwendung statt Rezept

Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Warum wird in Deutschland besonders viel operiert, Prof. Tauber und Herr von Hummel?

Lesetipps
Ein Wegweiser-Schild

© PX Media / stock.adobe.com

Antidiabetika

Diabetes-Medikation: Welches Inkretin-Mimetikum ist das richtige?