Deutsche EU-Ratspräsidentschaft

Mit Datenpower den Krebs bändigen

Daten sind der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. So lautet ein Credo von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Während der EU-Ratspräsidentschaft, aber auch darüber hinaus, will die Bundesregierung diesen Rohstoff nutzen – auch und gerade im Kampf gegen den Krebs.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Mit Gesundheitsdaten von Krebspatienten soll die Therapie individueller und besser werden.

Mit Gesundheitsdaten von Krebspatienten soll die Therapie individueller und besser werden.

© vitanovski/stock.adobe.com

Berlin. Krebs gehört zu den schwersten Hypotheken des modernen Lebensstils. Laut Bundesforschungsministerium (BMBF) erkranken in Europa jährlich rund 2,7 Millionen Menschen neu daran. In Deutschland sind es jährlich rund 500 000 Neuerkrankungen. „Das BMBF ist daher entschlossen, die Krebsforschung im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft voranzubringen“, heißt es in einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der „Ärzte Zeitung“. Kein Mitgliedsstaat, keine Einrichtung oder Disziplin alleine könne auf diesem Feld erfolgreich sein.

Ein Hebel im Kampf gegen den Krebs soll die IT-gestützte Analyse großer Datenmengen sein. Dies ist bereits im Nationalen Krebsplan und im Rahmen der 2019 gestarteten Dekade gegen Krebs formuliert.

Datensilos endlich zusammenführen

Bei jedem Krebspatienten entstünden im Laufe der Erkrankung unzählig viele Daten: Laborwerte, radiologische Bilder, pathologische Schnitte oder Arztbriefe, heißt es auf der Webseite zur Dekade. Bisher jedoch lägen solche Daten verstreut vor. Niemand habe Zugriff auf alles. Daher gelte es, die Datensilos zusammenzuführen.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und die heutige EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen, hatten sich bereits im Herbst 2019 für einen neuen Weg Europas bei der Digitalisierung ausgesprochen. Ein Umgang mit Daten habe sich am Gemeinwohl zu orientieren, hatten beide in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ betont.

Für das Gesundheitswesen sei eine staatliche Sammlung von Daten anzustreben, für die die Bürger anonymisierte Angaben freiwillig bereitstellten. Mit „guten Datensätzen“ ließen sich Krankheiten wie Krebs besser analysieren und bekämpfen. „Idealerweise“ könnten Forscher auf Daten zu allen Krebsarten aus ganz Europa zugreifen, so Spahn und von der Leyen.

Nutzen für die personalisierte Medizin

Dem gleichen Ziel verschrieben hat sich der „Europäische Masterplan gegen Krebs“, den der frühere Spitzenkandidat der europäischen Christdemokraten, Manfred Weber, und die Kinderonkologin Professor Angelika Eggert kurz vor der Europawahl 2019 ins Spiel gebracht haben.

Big Data und Telemedizin seien im Kampf gegen Krebs stärker zu nutzen. Prävention, Früherkennung und Vorsorge mit personalisierter Medizin ließen sich so auf ein höheres Niveau heben. Ein Teil der Forschungsprogramme könne über die „Cancer Mission Europe“ von der EU finanziert werden.

EU-Kommission will noch 2020 Masterplan vorlegen

Nach Angaben des Europa-Abgeordneten Dr. Peter Liese (EVP) haben die Arbeiten am „Masterplan Krebs“ wegen Corona einige Monate „gelitten“. Deshalb nehme der geplante Sonderausschuss Krebs erst im September seine Arbeit auf, sagte Liese der „Ärzte Zeitung“. Die EU-Kommission habe versprochen, wie vorgesehen Ende 2020 einen Masterplan vorzulegen, der dann von allen umgesetzt werde. Auch bei Krebs gelte, so Liese, dass die 28 Mitgliedstaaten Verantwortung trügen, „aber vieles besser gemeinsam gelöst werden kann“.

Für Deutschland besteht somit die Chance, das Ansinnen während der EU-Ratspräsidentschaft voranzutreiben. Ein wichtiger Meilenstein soll dabei auch die vom BMBF ausgerichtete Konferenz „Europe: Unite Against Cancer“ im Oktober sein. Geplant ist unter anderem eine gemeinsame Erklärung mit den Partnern der Trio-Präsidentschaft Portugal und Slowenien. (Mitarbeit: af)
Lesen sie auch
Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Reaktion auf neue Erkenntnisse

G-BA will Früherkennung von Prostatakrebs verbessern

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Schematische Wirkprinzipien verschiedener immuntherapeutischer Ansätze beim Multiplen Myelom

© Johnson & Johnson

Therapie des Multiplen Myeloms

Ebnet die Präzisionsmedizin den Weg zur funktionellen Heilung dieser Neoplasie?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Janssen-Cilag GmbH, Neuss
Abb. 1: APPULSE-PNH-Studie: Hämoglobin-Werte und ARC während des 24-wöchigen Studienzeitraums

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie (PNH)

Nach Umstellung auf Iptacopan: Hämoglobin-Wert klinisch relevant verbessert

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Tab. 1: Im Rahmen des Ringversuchs eingesetzte Anti-Claudin-18.2-Antikörperklone: Erfolgsraten und Problemanalyse. Berücksichtigt wurden Antikörper, die in 2 Laboren verwendet wurden

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Claudin-18.2-Testung – wichtige Aspekte in der Praxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Datenanalyse

NSCLC in Deutschland: Wer wann wie schwer erkrankt

Lesetipps
Was ist bei Impfungen von Menschen mit Erdnussallergie zu beachten?

© Porträt: privat | Spritze: Fied

Sie fragen – Experten antworten

Was ist bei Impfungen von Menschen mit Erdnussallergie zu beachten?