Expertenkommission Forschung und Innovation

Translation zu Patienten lahmt in Deutschland

Wissenschaftsberater schlagen ein „Deutsches Gentherapiezentrum“ als Koordinationsinstanz bei der Überführung von der Grundlagen- in die präklinische Forschung vor.

Veröffentlicht:
Per Videoschalte hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch das Jahresgutachten 2021 der Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) entgegengenommen.

Per Videoschalte hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mittwoch das Jahresgutachten 2021 der Expertenkommission für Forschung und Innovation (EFI) entgegengenommen. Das Gutachten ist ein Beratungsinstrument für die Regierung bei der Festlegung von Prioritäten für die staatlich geförderte Forschung.

© dpa

Berlin. Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat die Bundesregierung aufgerufen, auch bei der Bewältigung der Corona-Pandemie der F&I-Politik einen hohen Stellenwert einzuräumen. Die Gutachter bewerten jährlich den Stand von Forschung und technologischer Innovationsfähigkeit in Deutschland. In dem Jahresgutachten, das die Kommission am Mittwoch Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben hat, mahnen die Regierungsberater an, sich nicht auf Erreichtem auszuruhen. Deutschland hat zuletzt 3,17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung & Entwicklung aufgewendet und gehört damit zur Gruppe der forschungsintensivsten Länder.

Die EFI dringt auf einen in sich stimmigen Politikansatz, der den gesamten Innovationsprozess – von der Grundlagenforschung bis zur Anwendung – in den Blick nimmt. So stünden etwa bei der Hightech-Strategie 2025 der Bundesregierung die angestoßenen Transformationsprozesse „noch im Wesentlichen am Anfang“, sagt der EFI-Vorsitzende Professor Uwe Cantner von der Universität Jena.

Kritik an mangelnder „Agilität in der F&I-Politik“

Politik und Verwaltung fehle es in vielen Fällen noch an Agilität in der F&I-Politik – der Fähigkeit, „eine Balance zwischen langfristiger Planung und kurzfristiger Anpassung“ zu finden. Der Staat müsse in der F&I-Politik „künftig auch Tango können“, so Cantner. Ein Beispiel sieht die Kommission dafür im Umgang mit der Genschere CRISPR/Cas. Der Verwaltungsaufwand rund um klinische Studien mit der Genschere sollte verringert werden, etwa, in dem miteinander verwandte Anträge und Genehmigungsverfahren gebündelt werden. Zudem sollten diese Verfahren über Bundesländer hinweg harmonisiert werden. Zwar stehe Deutschland in der Forschung zu CRISPR/CAS gut da, falle bei der Translation aber wiederum zurück.

Nötig seien Kooperationen von Forschern und Ärzten in der klinischen Praxis. Für deren Beratung empfiehlt die EFI die Etablierung eines „Deutschen Gentherapiezentrums“. Dieses könnte die Rolle eines Kompetenzzentrums bei der Überführung von der Grundlagen- in die präklinische Forschung einnehmen. Für nötig halten es die Gutachter, Leuchtturmprojekte zu CRISPR/CAS an „wettbewerbsfähigen deutschen Standorten“ auszubauen oder neu zu schaffen. Auch dort sollte die Translation einen hohen Stellenwert haben.

Grüne bemängeln Schwächen in der Innovationsförderung

Die Grünen im Bundestag sehen durch das Gutachten die Schwächen in der Innovationsförderung der Bundesregierung belegt. „Den Missionen der Hightech-Strategie fehlt es an klaren Zielsetzungen und verbindlichen Zeithorizonten“, erklärten die grünen Forschungspolitiker Kai Gehring und Dr. Anna Christmann.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) hob hervor, der EFI-Bericht belege, „dass wir uns bei der Stärkung der Innovationskraft von kleinen und mittleren Unternehmen (...) verstärkt anstrengen müssen“. Denn diese litten besonders unter den Folgen der Corona-Pandemie. (fst)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesundheitsmarkt

Drogeriemarkt-Kette dm startet Online-Apotheke

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an