Erste Lesung

Umstrittenes Cannabis-Gesetz kommt diese Woche in den Bundestag

Am Mittwoch befasst sich der Bundestag mit den Ampel-Plänen zur Legalisierung von Cannabis. Kinder- und Jugendärzte warnen im Vorfeld erneut: Das Vorhaben sei mit erheblichen Risiken verbunden.

Veröffentlicht:
Cannabis soll für Erwachsene künftig legal sein in Deutschland, unter bestimmten Auflagen allerdings.

Zug um Zug: Cannabis soll für Erwachsene künftig unter bestimmten Auflagen legal sein. Pädiater sorgen sich vor allem um den Kinder- und Jugendschutz.

© Remo / stock.adobe.com

Berlin. Vergangene Woche war die Lesung kurzfristig abgesagt worden – nun will sich der Bundestag am kommenden Mittwochabend (18. Oktober) erstmals mit dem von der Ampel-Koalition eingebrachten Gesetz zur Cannabis-Legalisierung befassen. Im Anschluss an die 45-minütige Aussprache soll der Entwurf an den Gesundheitsausschuss überwiesen werden.

Bei Ärztekammern und Ärzteverbänden stößt das Vorhaben weiter auf Ablehnung. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Dr. Thomas Fischbach, sagte der Ärzte Zeitung am Montag, das Vorhaben sei mit „vielen gesundheitlichen Risiken“ verbunden, „und die Sorgen der Kinder- und Jugendärzte kann der Minister (gemeint ist Karl Lauterbach, d.Red.) nicht zerstreuen“.

Große Sorge wegen sogenannter Edibles

Konkret befürchten die Pädiater, dass erwachsene Konsumenten Cannabis an Kinder und Jugendliche weiterreichen könnten. „Das kennen wir schon vom Alkohol her“, sagte Fischbach. Junge Erwachsene könnten so auch ihre Sucht „querfinanzieren“. Außerdem stelle sich weiter die Frage, wie kontrolliert werden solle, ob Menschen beispielsweise zu Hause drei Pflanzen stehen hätten oder mehr. Dasselbe gelte für den Plan, eine Art Bannmeile um Schulen oder Spielplätze zu ziehen, in der Kiffen untersagt sein soll.

Besonders gefährlich wäre, so Fischbach, wenn auf den letzten Metern des Gesetzgebungsverfahrens sogenannte Edibles – Lebensmittel, denen Cannabis-Extrakte beigefügt sind – doch noch ins Gesetz aufgenommen würden. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass dadurch die Zahl versehentlicher Vergiftungen von Kleinkindern massiv ansteigen werde. „Nahrungsmittel in Verbindung mit Marihuana wären absolut unverantwortlich. Das muss klar ausgeschlossen sein. Wenn nicht, würde das an eine Gefährdung des Kindeswohls grenzen“, warnte der BVKJ-Präsident.

Heidenblut: Mit Kriminalisierung steigt der Konsum ständig

Gesundheitspolitiker der Koalition verteidigten die Gesetzespläne gegen Kritik. „Klar ist nur, der Konsum unter Jugendlichen steigt mit der Kriminalisierung ständig. Staaten, die entkriminalisiert haben, wie Portugal, erleben das nicht“, sagte der für das Themenfeld Drogen/Sucht zuständige Berichterstatter der SPD-Fraktion, Dirk Heidenblut, der Ärzte Zeitung. „Und genauso erwarte ich es auch, wenn das Gesetz gilt, kein Anstieg, vielmehr Rückgang.“ Zudem rechne er mit einem besseren Kinder- und Jugendschutz.

Der Gesetzentwurf der Koalition sieht vor, dass die in Deutschland bislang illegale Droge Cannabis unter bestimmten Bedingungen für den privaten Konsum legalisiert wird – für Kinder und Jugendliche bleibt die Substanz verboten. Vorgesehen ist der legale Besitz und Konsum von Cannabis für Erwachsene von maximal 25 Gramm.

Ermöglicht werden sollen zudem der private Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen, der gemeinschaftliche nichtgewerbliche Eigenanbau und die kontrollierte Weitergabe von Cannabis durch Anbauvereinigungen. In einer Schutzzone von 200 Metern um Anbauvereinigungen sowie Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen, Spielplätzen und öffentlichen Sportstätten soll der Konsum von Cannabis verboten sein.

Schutzzone um Kitas, Spielplätze und Schulen

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte zuletzt betont, mit dem Gesetz solle Konsumenten ein sicherer Cannabis-Konsum ermöglicht werden. Das vom Schwarzmarkt bezogene Cannabis sei oft mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden, da der THC-Gehalt unbekannt sei und toxische Beimengungen, Verunreinigungen sowie synthetische Cannabinoide enthalten sein könnten.

Um den Gesundheitsschutz zu stärken, sollten Aufklärung und Prävention gestärkt werden, so Lauterbach. Die aktuelle Entwicklung in Deutschland zeige, dass der Konsum von Cannabis trotz bestehender Verbote weiter steige. (hom)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Reaktion auf neue Erkenntnisse

G-BA will Früherkennung von Prostatakrebs verbessern

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Datenanalyse

NSCLC in Deutschland: Wer wann wie schwer erkrankt

Lesetipps
Ein Hausarzt hört die Brust seines Patienten mit einem Stethoskop ab.

© eyetronic / stock.adobe.com

Studie in Hausarztpraxen

Welche Herzgeräusche geben Anlass zur Besorgnis?