Bei großem Prostatavolumen ist Kombitherapie von Vorteil

Veröffentlicht:

Für das benigne Prostatasyndrom (BPS) charakteristisch sind eine benigne Prostatahyperplasie mit variablem Ausmaß der Prostatavergrößerung und klinischen Symptomen des unteren Harntrakts sowie eine Harnabflussobstruktion. Meist kommen die Betroffenen wegen der Miktionsbeschwerden in die Praxis. Hierbei wird unterschieden zwischen

  • obstruktiven Beschwerden (in der Entleerungsphase) wie abgeschwächter Harnstrahl, verlängerte Miktion, Nachträufeln, Restharngefühl und Überlaufinkontinenz und
  • irritativen Beschwerden (in der Speicherphase) wie imperativer Harndrang, Pollakisurie, Nykturie und Dranginkontinenz.
Abgeschwächter oder unterbrochener Strahl, verlängerte Miktion und Nachträufeln - alles das sind typische Beschwerden bei einem benignen Prostatasyndrom.

Abgeschwächter oder unterbrochener Strahl, verlängerte Miktion und Nachträufeln - alles das sind typische Beschwerden bei einem benignen Prostatasyndrom.

© Foto: Yaroslav Pavlov www.fotolia.de

Ziel der Pharmakotherapie ist es, kurzfristig eine Reduktion der Symptome zu erreichen und langfristig die Progression des BPS zu verhindern. Mittel der Wahl sind die Alpha-1-Rezeptorblocker und 5-Alpha-Reduktasehemmer. Darauf weisen Privatdozent Stephan Madersbacher und Dr. Martin Marszalek vom Donauspital in Wien in ihrem CME-Fortbildungsbeitrag "Große Prostata, wenig Harn - das trifft im Alter fast Jeden" hin.

Alpha-1-Rezeptorblocker (Alfuzosin, Doxazosin, Prazosin, Tamsulosin und Terazosin) bewirken eine Relaxation der glatten Muskulatur. Sie vermindern nicht nur die Symptome um 35 bis 50 Prozent, sondern steigern auch die maximale Harnflussrate um 25 bis 35 Prozent und halbieren die Restharnmenge. Von Vorteil ist, dass die Wirkung schnell eintritt. Allerdings haben sie keinen Einfluss auf das Prostatavolumen und somit auf die Progression. Sie sind für Patienten mit geringem Progressionsrisiko geeignet.

Mit 5-Alpha-Reduktasehemmern (Finasterid und Dutasterid) kommt es langfristig zu einer Verkleinerung des Prostatavolumens um 20 bis 25 Prozent. Sie sind somit als kausale Therapie anzusehen, da sie das Progressionsrisiko für einen akuten Harnverhalt und eine Prostata-Op signifikant senken.

Allerdings tritt eine spürbare Linderung der Symptome erst innerhalb von drei Monaten ein, und der maximale Therapieeffekt wird nach sechs bis zwölf Monaten erreicht. Die Symptome gehen um 25 bis 40 Prozent zurück, die maximale Harnflussrate steigt um 15 bis 30 Prozent. Der PSA-Wert sinkt um etwa die Hälfte, was bei der Interpretation des Werts bei der Krebsvorsorge beachtet werden muss. Aufgrund des verzögert einsetzenden Therapieeffekts ist es ratsam, 5-Alpha-Reduktasehemmer zu Therapiebeginn mit einem Alpha-1-Blocker zu kombinieren. Nach etwa sechs bis zwölf Monaten sollte der Alpha-1-Blocker dann langsam ausgeschlichen werden.

Langzeitstudien mit der Kombination beider Wirkstoffe über zwei Jahre haben einen additiven Effekt ergeben. Die Kombinationstherapie ist daher vor allem für Männer mit einem großen Prostatavolumen (> 30 bis 40 ml) empfehlenswert, so die Autoren.

Für Phytopharmaka aus Sägezahnpalme, Brennnessel oder Kürbissamen sowie für Sägepalme-Brennnessel-Kombinationen wurde in Studien gezeigt, dass sie die Symptome verringern können. Restharnbildung, maximale Harnflussrate und die Prognose beeinflussen sie jedoch nicht. (mar)

Zu dem Modul "Große Prostata, wenig Harn - das trifft im Alter fast Jeden" kommen Sie hier

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kompetenzerhalt

Vier-Säulen-Modell für die ärztliche Fortbildung

Bilanz

50. practica: Ein Fortbildungsformat feiert Jubiläum

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren