Junge Ärzte fordern

Die Kernkompetenzen zurück in den Fokus rücken!

Ärzte investieren viel Zeit in die Verwaltung. Das muss sich nach Ansicht junger Mediziner ändern.

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HAMBURG. Mehr Patienten, steigende Erwartungen, komplexere Aufgaben - und dazu noch jede Menge Bürokratie.

Die Anforderungen an Ärzte sind hoch, die Arbeitsverdichtung nimmt zu und viele junge Ärzte haben das Gefühl, dass sie sich nicht auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können. Dr. Matthias Krüger, Sprecher des chirurgischen Nachwuchses im BDC (Bund Deutscher Chirurgen), wünscht sich deshalb eine Steigerung der ärztlichen Effektivität durch bauliche und technische Modernisierung der Krankenhäuser, wie er beim Symposium für junge Ärzte in Hamburg sagte.

Zugleich hält er eine Reform des DRG-Systems für erforderlich, die mehr Zeit für die Patienten ermöglicht. Immerhin verbringen junge Ärzte rund ein Drittel ihrer Arbeitszeit mit Tätigkeiten, die weit von ihrer Kernkompetenz entfernt sind, schätzt Dr. Matthias Raspe.

"System nicht zukunftstauglich"

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Der Sprecher der jungen Internisten in der DGIM (Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin), hält es für "offensichtlich, dass unser System nicht zukunftstauglich ist".

Er forderte eine Lösung "unter Einbeziehung der Patienten." Die wird nach Ansicht von Bundesärztekammer-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery aber schwer zu erreichen sein, solange die Politik Ärzte bei der Lösungssuche unter Budgetbedingungen allein lässt.

"Die Politik versagt bei der Ehrlichkeit", sagte Montgomery, der sich andere Arbeitszeit- und Finanzierungsmodelle für die Ärzte wünscht. Allerdings habe die Bundesärztekammer in der Vergangenheit auch schon einiges erreicht, was manchen jungen Ärzten heute selbstverständlich erscheine - beispielsweise die kompetenzbasierte Weiterbildung.

Roland Engelhausen, Vorstandsvorsitzender der IKK Südwest, bestätigte die Arbeitsverdichtung. Allerdings gab er zu bedenken, dass diese Entwicklung gesamtgesellschaftlich sei und nicht auf Ärzte beschränkt. Insbesondere andere Jung-Akademiker haben nach seiner Ansicht ähnlich schwere Rahmenbedingungen.

Als Lösung schlug er vor, in bestimmten Bereichen gemeinsame Lösungen zu suchen, beispielsweise im IT-Bereich. Kassen und Ärzte befinden sich nach seiner Beobachtung in einem Wettlauf, bei dem beide Seiten sich hochschaukelten, statt an gemeinsamen Modellen zu arbeiten.

Arbeitsverdichtung: Mut zum Widerstand

Heidrun Gitter, Kammerpräsidentin aus Bremen, forderte die jungen Ärzte auf, stärker für ihre Interessen etwa gegen die zunehmende Arbeitsverdichtung einzutreten. Sie wünscht sich "Mut zum Widerstand" und die Bereitschaft, sich in den Gremien der Ärztekammer zu engagieren.

Auch Montgomery zeigte, dass die Tür für engagierte Ärzte jeder Altersgruppe offen ist. Insbesondere junge Ärzte will er "so früh wie möglich in die Gremien holen".

Dass diese Gremien vom Nachwuchs überrannt werden, hat er bislang allerdings nicht beobachten können: "Mit Verlaub - Sie müssen auch mitmachen." (di)

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