Hausarzt ist seit 15 Jahren online

Ob Terminvergabe oder Laborwerte, in der Praxis von Hausarzt Dr. Dieter Wettig läuft alles über E-Mails. Die Patienten sind von dieser unkomplizierten Kommunikation begeistert.

Kerstin MitternachtVon Kerstin Mitternacht Veröffentlicht:
Dr. Dieter Wettig, Allgemeinmediziner in Wiesbaden

Dr. Dieter Wettig, Allgemeinmediziner in Wiesbaden

© privat

WIESBADEN. Patientenkommunikation oder der Datenaustausch mit Patienten über das Internet, etwa über iPhone oder soziale Netzwerke ist zurzeit ein großes Thema.

Aber es gibt Ärzte, die schon seit 15 Jahren über das Internet mit Ihren Patienten kommunizieren: über Terminvergabe, Rezeptbestellung oder auch Blutwerte.

Dr. Dieter Wettig, Allgemeinmediziner aus Wiesbaden, ist so ein Arzt der ersten Stunde. "Im Jahr 1996 habe ich die erste E-Mail eines Patienten erhalten. Es ging damals um einen Rezeptwunsch", erinnert sich Wettig noch genau.

Zeit sparen und Dokumentation vereinfachen

Seitdem kommuniziert er mit seinen Patienten online und fordert diese auch aktiv auf, dies zu tun. "Etwa 2000 E-Mails empfange und sende ich im Jahr", schätzt der Hausarzt, der auf Schmerztherapie und Akkupunktur spezialisiert ist.

Dabei geht es um Terminvergabe, Überweisungen oder Rezeptwünsche. Aber auch über Labor- oder Blutgerinnungswerte wird online mit den Patienten kommuniziert.

Das spare nicht nur Zeit, sondern vereinfache auch die Dokumentation, so Wettig, der seine Praxis - die weniger Scheine als der Durchschnitt hat - allein ohne Mitarbeiter führt.

"Wenn ich die Werte online erhalte, kann ich sie gleich in die Patientenakte verschieben. Zeit raubendes Übertragen der Daten fällt somit weg," so Wettig. Außerdem erhöhe diese kontinuierliche schriftliche Dokumentation auch die Rechtssicherheit im Falle von Beschwerden.

Seine Patienten stimmen vorher zu

"Natürlich muss der Patient im Vorfeld schriftlich zustimmen, dass er seine Laborwerte per E-Mail zugeschickt bekommen möchte", sagt Wettig. "Ich weise auch immer darauf hin, dass die Daten beim E-Mail-Verkehr nicht sicher sind."

Aber die Mehrheit seiner Patienten habe damit kein Problem. Nicht nur die Patienten, die mit dem Internet groß geworden sind, sondern auch die über 65-Jährigen finden die unkomplizierte E-Mail-Kommunikation gut.

"Bei kritischen Laborwerten rufe ich natürlich den Patienten an oder bestelle ihn in die Praxis. Das kommt zum Glück aber nur selten vor. Meist reicht es, die Werte per Mail zu übermitteln und mit einem Kommentar zu versehen."

Bei Patienten, die abnehmen möchten, lasse sich das Trainingsprogramm ebenfalls gut über E-Mails überwachen, so Wettig.

Patienten schicken ihm auch Eigenmesswerte etwa zur Blutgerinnung, um nach einer Operation wieder neu medikamentös eingestellt zu werden.

Das iPhone fehlt noch

"Ich übertrage die Werte dann in Excel und erstelle eine Grafik. Diese maile ich den Patienten mit einem Kommentar und einem Hinweis zur Medikamenteneinnahme zurück. Das geht sehr schnell."

In Wettigs Praxis läuft alles über E-Mails: "Ein iPhone oder ähnliches habe ich nicht", sagt er. Er hat sich auch gegen ein Online-Terminsystem entschieden. "Ich habe das einmal ausprobiert, aber das ist nichts für mich. Ich mache lieber alles über E-Mails."

Aber natürlich können Patienten, die per App die Blutzuckerwerte übermitteln wollen, das tun. Die Mails kommen in Wettigs System dann trotzdem als E-Mail an.

Das sei alles kein Problem. Wettig ist der Meinung, dass ihm sein EDV-System eine Medizinische Fachangestellte in der Praxis ersetzt. "Damit spare ich mir ein Helferinnengehalt."

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