Unternehmen

apoBank sieht Niederlassung als Bollwerk gegen Konzernmedizin

Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank feilt derzeit an Konzepten, um junge Ärzte zur Existenzgründung zu motivieren. Dabei verliert sie aber auch das Kerngeschäft nicht aus den Augen, wie die Zahlen aus 2017 zeigen.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Die apoBank in Düsseldorf: Das auf Heilberufler spezialisierte Geldhaus hat im vergangenen Jahr mehr als 20000 neue Kunden gewonnen.

Die apoBank in Düsseldorf: Das auf Heilberufler spezialisierte Geldhaus hat im vergangenen Jahr mehr als 20000 neue Kunden gewonnen.

© apoBank

FRANKFURT/MAIN. Werden niedergelassene, freiberuflich tätige Ärzte auch in Zukunft den Kern der ambulanten Gesundheitsversorgung ausmachen?

Diese Frage treibt die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) derzeit um. Der Grund ist die Zurückhaltung junger Ärzte, den Schritt in die Selbstständigkeit und in die Niederlassung zu wagen.

Wo aber niedergelassene Ärzte fehlen, da stoßen Konzerne, Kapitalgeber und andere Großanbieter in die Lücke.

"Die Dialyse beispielsweise ist fast komplett durchindustrialisiert, das werden wir niemals zurückholen", sagte der apoBank-Vorstandsvorsitzende Ulrich Sommer bei der Präsentation der Jahreszahlen der Standesbank in Frankfurt.

Das genossenschaftlich organisierte Geldinstitut wolle daher "präventiv vorgehen" und die Niederlassung fördern, wo es nur geht. Sommer: "Industrielle Strukturen unterlaufen die Granularität in der Versorgung. Mit jungen niedergelassenen Ärzten können wir ein Bollwerk gegen die Industrialisierung setzen."

Mietpraxis soll Risiko minimieren

Definitiv kein Mittel gegen die Industrialisierung sind für die Bank Franchise-Praxen, wie teilweise kolportiert worden sei.

Vielmehr suche die Bank derzeit nach Modellen für eine Art Mietpraxis, die die Bank "jungen Ärzten zur Verfügung stellt – und dann jedes Jahr wieder neu zum Verkauf anbietet". Zu mieten seien dann möglicherweise außer den Räumlichkeiten auch die Software, die Geräteausstattung und das Praxismanagement.

Damit solle den Existenzgründern in spe zunächst das (geringe) unternehmerische Risiko abgenommen werden. Die apoBank könne auch helfen, die Praxen organisatorisch optimal aufzustellen.

Mit den Mieten will man kein Geld verdienen, Ziel bleibe immer die Existenzgründung des jungen Arztes oder der Ärztin; das sei das Geschäftsmodell der Bank.

In ihrem Kerngeschäft hat die apoBank im vergangenen Jahr stark auf Wachstum gesetzt und dabei nach eigenen Angaben auch Marktanteile gewonnen. Das gilt vor allem für die Finanzierung von Existenzgründungen: Das Neugeschäft habe um fast 20 Prozent zugelegt, berichtete Sommer.

Damit hätte die apoBank im vergangenen Jahr mehr als 200 Millionen Euro zusätzlich an Existenzgründungsdarlehen vergeben, insgesamt deutlich über eine Milliarde Euro.

Geschäft mit Firmenkunden gesteigert

apoBank in Zahlen

Jahresüberschuss: 61,9 Mio. Euro (2016: 61 Mio. Euro)

Zinsüberschuss: 606,2 Mio. Euro (minus 3,1 Prozent)

Provisionsüberschuss: 156,3 Mio. Euro (plus 12,5 Prozent)

Verwaltungsaufwand: 530,1 Mio. Euro (plus 2,6 Prozent)

Kernkapitalquote: 19,5 Prozent (2016: 22,6 Prozent)

Mitarbeiter: 2553 (2016: 2598)

Anzahl der Kunden: 436.260 (2016: 416.000), davon mehr als 111.000 Mitglieder

Dividende: 4 % vorgeschlagen

Die Bank habe im Existenzgründungsgeschäft 2017 annähernd 70 Prozent Marktanteil geschafft, sagte Vorstandschef Sommer.

Kräftig gesteigert hat die Bank auch das Geschäft mit Firmenkunden, darunter Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Medizintechnikanbieter und Abrechnungszentren. Auch hier habe die Bank ihr Darlehensvolumen um 20 Prozent gesteigert, auf jetzt 3,1 Milliarden Euro.

Auch der Provisionsüberschuss stieg den Angaben zufolge um 12,5 Prozent auf 156,3 Millionen Euro. Das Depotvolumen bei der Bank legte demnach ebenfalls kräftig zu: um 0,8 Milliarden Euro auf 8,0 Milliarden Euro. Ziel der apoBank ist es aber weiterhin, den Provisionsüberschuss überproportional zu steigern.

Die Bank werde als Anbieter von Vermögensdienstleistungen immer noch zu wenig wahrgenommen, sagte Sommer.

Das Betriebsergebnis vor Steuern habe mit 132,8 Millionen Euro knapp 17 Prozent unter Vorjahr, aber deutlich höher als erwartet gelegen (2016: 159,6 Millionen Euro). Der Vorstand will wieder eine Dividende von vier Prozent auf das Genossenschaftskapital vorschlagen.

Im laufenden Jahr will die Bank weiter wachsen – erstmals auch wieder beim Zinsüberschuss, aufgrund des anhaltenden Wachstums im Kreditgeschäft.

Aufgrund der Migration des IT-Systems würden allerdings die Kosten voraussichtlich steigen, so dass das Betriebsergebnis vor Steuern voraussichtlich sinken wird. Der Jahresüberschuss soll aber stabil gehalten werden.

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