Regelmäßige Vorsorge verhindert Darmkrebs zu 75 bis 90 Prozent

Veröffentlicht:
Schema eines Polypen im Darm. © Kaulitzki / fotolia.com

Schema eines Polypen im Darm. © Kaulitzki / fotolia.com

© Kaulitzki / fotolia.com

Die Mortalität an Darmkrebs ist zwar in den vergangenen Jahren erheblich gesunken, doch nach wie vor ist er die zweithäufigste Todesursache in der westlichen Welt. Die Patienten sterben im Schnitt 13 Jahre vor ihrer errechneten Lebenserwartung. Innerhalb der EU hat Deutschland die bei weitem höchste Inzidenz und Sterberate.

95 Prozent der Kolon-Ca sind Adenokarzinome, die im Verlauf von acht bis 15 Jahren entstehen. Allerdings richtet sich das Augenmerk zunehmend auf "serrated adenoma", die hyperplastischen Polypen ähneln, aber Epitheldysplasien aufweisen. Sie haben eine erhöhte Malignität und wachsen schneller als normale Adenome, berichtet Privatdozent Axel Eickhoff vom Klinikum Hanau in seinem Fortbildungsbeitrag. Dabei bezieht er sich auf die S3-Leitlinien zum kolorektalen Karzinom, die 2008 aktualisiert worden sind.

Zur Primärprophylaxe gehört die Empfehlung, weniger rotes Fleisch und mehr Obst und Gemüse zu essen, Rauchen und Übergewicht zu meiden und sich viel zu bewegen. Damit könnten nach Angaben von Eickhoff 50 bis 70 Prozent der Karzinome vermieden werden. Auch durch regelmäßige Vorsorge lassen sich die Tumoren verhindern, und zwar zu 75 bis 90 Prozent. Denn die Prognose hängt entscheidend davon ab, wie ausgedehnt sie bei der Diagnose sind.

Die Darmkrebs-Früherkennung beginnt mit dem ärztlichen Gespräch: Im Jahr 2007 haben die Kollegen 2,8 Millionen Patienten dazu beraten. Die bekannteste Screeningmethode ist der biochemische Guajaktest auf okkultes Blut im Stuhl. Er basiert darauf, dass Polypen und Karzinome gehäuft bluten. Einer Metaanalyse zufolge reduzieren regelmäßige Kontrollen die Sterberate um 23 Prozent. Das Verfahren ist zwar preisgünstig und einfach, hat aber eine geringe Sensitivität und Spezifität. Empfindlicher reagieren mehreren Studien zufolge Immuntests, die Oberflächenstrukturen des menschlichen Hämoglobins erkennen. Da sie aber auch teurer, komplizierter und nicht so gut untersucht sind, empfehlen die Leitlinien sie noch nicht. Eine attraktive Alternative zu Stuhltests stellen serologische Verfahren dar.

Der Goldstandard zur Früherkennung ist die Koloskopie, weil sie zugleich für Diagnose und Behandlung (Polypektomie) taugt. Nach deutschen Daten werden bei einem Fünftel der Untersuchten Adenome und bei 0,7 Prozent Karzinome entdeckt. 15 Prozent der Anspruchsberechtigten haben die Darmspiegelung in den vergangenen fünf Jahren machen lassen.

Zur virtuellen Koloskopie eignen sich CT oder MRT. Nach Studien aus den USA erzielt die CT-Kolographie bei Läsionen über 10 mm eine valide Sensitivität und Spezifität, so dass sie dort zum Screening zunehmend angewandt wird. Für Deutschland ist das wegen der Strahlenexposition nicht vorstellbar. Forscher aus Ludwigshafen evaluieren derzeit die MR-Kolographie in einer Studie mit über tausend Patienten.

Eickhoff spricht auch das Problem der Intervallkarzinome an, jener Tumoren, die trotz vorangegangener Koloskopie auftreten. Sie scheinen häufiger als ursprünglich angenommen. Rasches Wachstum, fehlerhafte Polypektomie, geringe Erfahrung des Untersuchers oder schlicht Übersehen begünstigen sie, bedeutsam sind ferner Technik, Lokalisation und biologische Faktoren. (ars)

Zu dem Modul "Je früher, desto besser: Kolorektale Karzinome erkennen"

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Adenomdetektionsraten

Nach KI-Unterstützung das Koloskopieren verlernt?

Darmkrebsfrüherkennung

Hochrisiko-Polyp: Rezidivrisiko offenbar auch bei Jüngeren hoch

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen

Red Flags

Rückenschmerz: Wer muss sofort ins MRT?

Lesetipps
Arbeiten an der Zukunft der Hausarztpraxis Nürnberg-Fischbach: Dr. Nicolas Kahl und Nicki Maurer.

© Torsten Fricke

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf