Männergesundheitsbericht

Potenzstörungen sind Warnsignal für andere Erkrankungen

Potenzstörungen sind wichtige Marker für Grunderkrankungen. Auf diesen Zusammenhang weist der am Mittwoch vorgelegte dritte Männergesundheitsbericht der Stiftung Männergesundheit hin.

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Fitte Männer im Fokus: Der Männergesundheitsbericht, der seit 2010 nun zum dritten Mal erschienen ist, beleuchtet erstmals medizinische und sozialwissenschaftliche Facetten der männlichen Sexualität.

Fitte Männer im Fokus: Der Männergesundheitsbericht, der seit 2010 nun zum dritten Mal erschienen ist, beleuchtet erstmals medizinische und sozialwissenschaftliche Facetten der männlichen Sexualität.

© Robert Kneschke / Fotolia

BERLIN. Jeder vierte Mann mit dem Primärsymptom erektile Dysfunktion leidet unter einem noch unerkannten Diabetes mellitus, sogar jeder dritte weist eine relevante unerkannte Koronarstenose auf. Erektionsstörungen seien daher Frühmarker endothelialer Erkrankungen, sozusagen die "Wünschelrute" zum Erkennen von Krankheiten, wie es Professor Theodor Klotz, Urologe in Weiden in der Oberpfalz und Ko-Autor des Männergesundheitsberichts formuliert.

Männer bräuchten ein niederschwelliges Angebot, um darüber zu sprechen. "Am besten ist, der Hausarzt fragt beiläufig nach der Sexualität und dem Erektionsvermögen", sagte Klotz am Mittwoch der "Ärzte Zeitung". Dafür böten sich zum Beispiel die alle zwei Jahre vorgesehenen Vorsorgeuntersuchungen an. Normalerweise würden die Männer diese Fragen nicht direkt beantworten, wüssten damit aber, dass sie auf den Arzt zugehen können.

Für Klotz ist die Enttabuisierung von Potenzschwächen und möglicher Therapien ein wesentlicher Beitrag zu einem freieren Arzt-Patienten-Gespräch. Vor allem Männer zwischen 50 und 70 Jahren mit Risikofaktoren einer beschleunigten vaskulären Degeneration ständen Lebensstiländerungen eher zurückhaltend gegenüber.

Das Gespräch mit dem Arzt über dieses Symptom könne daher als Vehikel dienen, um die kardiovaskuläre Situation abzuklären und in der Folge präventive Lebensstiländerungen einzuleiten. Aber: "Es müssen nicht alle Männer mit Potenzstörungen behandelt werden", sagt Klotz. Bei älteren Männern ohne Leidensdruck sei dies nicht angezeigt.

Von Potenzmitteln wie Viagra® schwärmt der Urologe. Das Medikament habe ähnlich wie die Verhütungspille in den 60er-Jahren bei Frauen Ende der 90er-Jahre den Blick geöffnet für sexuelle Störungen bei Männern. Zuvor seien betroffene Männer meist auf psychotherapeutische Angebote verwiesen worden. Rein psychogene Ursachen für Potenzschwäche seien aber eher selten, heißt es in dem Bericht.

Ursachen für Potenzstörungen seien vor allem organisch-degenerative Veränderungen wie Arteriosklerose, Bluthochdruck, Diabetes und COPD. Altersabhängig sind laut Bericht rund 20 Prozent der Männer zwischen 30 und 80 Jahren von erektiler Dysfunktion betroffen.

Bis zum Alter von 39 Jahren berichten laut einer Umfrage in Köln, die der Bericht zitiert, lediglich 2,3 Prozent von Potenzschwäche. Jenseits der 70 ereilt dann mehr als jeden zweiten dieses Schicksal.

Der Männergesundheitsbericht erscheint seit 2010 zum dritten Mal. Er beleuchtet erstmals medizinische und sozialwissenschaftliche Facetten der männlichen Sexualität gleichermaßen. Dabei verfolgt er die Sexualität über alle Lebensphasen vom Säugling bis zum Greis.

Wichtig sei, dass der Bericht Sexualität als Bestandteil der Gesundheit betrachte, sagt Ko-Autorin Professor Doris Bardehle, Sozialmedizinerin und im Beirat der Stiftung Männergesundheit. Sexuelle Gesundheit bedeute nicht nur die Abwesenheit von krankheitsbedingten sexuellen Störungen oder von sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten.

Die herausgebende Stiftung Männergesundheit hält daher den Bericht für eine in Deutschland und international so noch nie da gewesene Kompilation. "Dieser fachübergreifende Männergesundheitsbericht bietet eine umfassende, neue Sicht auf die Sexualität als Bestandteil der Gesundheit", wertet der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse Thomas Ballast das Werk. Sein Verdienst sei unter anderem, Forschungslücken aufzuzeigen. Zudem bestehe immenser Nachholbedarf beim Aufbau sexualwissenschaftlicher Studiengänge, so die Autoren.

Gut ausgebildete Sexualwissenschaftler könnten dazu beitragen, Grenzverletzungen und sexualisierter Gewalt vorzubeugen, die geschlechtlich-sexuelle Selbstbestimmung zu unterstützen und sexuelle Gesundheit zu fördern, sagt Bardehle. Bislang sei die Hochschule in Merseburg die einzige, die einen konsekutiven sexualwissenschaftlichen Studiengang anbiete. (af)

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