Japanische Studie

Antikoagulation kann bei „kalter“ Polypektomie fortgesetzt werden

Werden kleine Darmpolypen mit der kalten Schlinge abgetragen, scheint das Absetzen einer Antikoagulation nicht erforderlich zu sein. Das Blutungsrisiko ist eher niedriger als bei einem Heparin-Bridging und Verwendung von Schneidestrom.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Polypektomie: Die Autoren einer japanischen Studie betrachten die Kaltschlingenabtragung bei fortgesetzter Antikoagulation als Standardverfahren zur Entfernung von Polypen 1 cm.

Polypektomie: Die Autoren einer japanischen Studie betrachten die Kaltschlingenabtragung bei fortgesetzter Antikoagulation als Standardverfahren zur Entfernung von Polypen 1 cm.

© Albertinen KH / endoskopiebilder

OSAKA. Um das Blutungsrisiko bei einer Koloskopie mit Polypektomie zu reduzieren, wird in der deutschen Leitlinie empfohlen, eine vorhandene Antikoagulation vorübergehend auszusetzen (Absetzen: Phenprocoumon 7 Tage, NMH und NOAK 1 Tag vor dem Eingriff; Wiederaufnahme: NMH 6–12, Phenprocoumon, NOAK 12–24 Stunden danach). Bei Patienten mit oraler Antikoagulation, die ein hohes thromboembolisches Risiko haben, soll diese Zeit mit Heparin überbrückt werden.

Was sind Ausnahmen?

Eine Ausnahme bilden in der Leitlinie Polypen mit einem Durchmesser bis 5 mm: Sie können, sofern die INR den therapeutischen Bereich nicht überschreitet, unter Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten und mit endoskopischer Blutungsprophylaxe abgetragen werden.

Einer Studie aus Japan zufolge lässt sich diese Strategie auch auf Kolonpolypen ausdehnen, die weniger als 1 cm Durchmesser haben, sofern zur Polypektomie kein Strom verwendet wird (Ann Intern Med 2019; online 20. August). In der randomisierten kontrollierten Studie war die Kombi aus kontinuierlicher Antikoagulation (CA) und kalter Schlinge (CSP) im Hinblick auf größere Blutungen mindestens ebenso sicher wie ein Heparin-Bridging (HB) in Kombination mit der heißen Schlinge (HSP).

Größere Blutungen in Zusammenhang mit dem Eingriff traten bei 4,7 Prozent der CA/CSP-Patienten und 12,0 Prozent der HB/HSP-Patienten auf. In allen Fällen handelte es sich um Postpolypektomieblutungen, die in einem weiteren endoskopischen Eingriff gestillt werden mussten. Mit der Differenz von 7,3 Prozent wurde der vordefinierte Mindestunterschied von 5 Prozent zum Nachweis der Nichtunterlegenheit der CA/CSP-Strategie deutlich erreicht.

Studienteilnehmer waren 168 Patienten, die orale Antikoagulanzien zumeist wegen Vorhofflimmerns erhielten und bei denen mindestens ein (nicht gestielter) Kolonpolyp < 1 cm entfernt wurde. Insgesamt wurden rund 600 Läsionen behandelt. Dabei kamen Hämostaseclips prophylaktisch häufiger in der HB/HSP-Gruppe zum Einsatz. Bei den CA/CSP-Patienten benötigten die Ärzte pro Läsion weniger Zeit und der Aufenthalt im Krankenhaus fiel kürzer aus.

Aufgrund der Ergebnisse betrachten die Studienautoren die Kaltschlingenabtragung bei fortgesetzter Antikoagulation als Standardverfahren zur Entfernung von Polypen < 1 cm insbesondere für solche Patienten, bei denen das Absetzen der Antikoagulation mit einem hohen thromboembolischen Risiko verbunden ist.

Ein Nachteil der Studie neben der fehlenden Verblindung ist die gleichzeitige Prüfung von zwei Einflussfaktoren. Wie sich bei Patienten mit niedrigem thromboembolischen Risiko das Aussetzen der oralen Antikoakulation ohne Heparin-Bridging auswirkt, wurde nicht untersucht.

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