Kardiologie

Chronisch Nierenkranken droht Herzversagen

Bei chronischer Nierenkrankheit ist das Risiko für Herzschwäche ähnlich stark erhöht wie das für KHK.

Veröffentlicht:

SEATTLE. Die schlechte Prognose bei chronischer Niereninsuffizienz ist vor allem durch kardiovaskuläre Komplikationen bestimmt. Entsprechende Präventions- und Therapiemaßnahmen sind derzeit überwiegend gegen die KHK gerichtet. Genauso wichtig wären einer US-Studie zufolge aber Maßnahmen gegen Herzinsuffizienz. Das Risiko eines Herzversagens ist der Untersuchung zufolge ähnlich stark erhöht wie das KHK-Risiko.

Für die Analyse der kardiovaskulären Folgeerkrankungen wurden drei Kohortenstudien aus den Jahren 1989–2012 herangezogen. Von den insgesamt 14.462 Teilnehmern (mittleres Alter 63 Jahre, 59 Prozent Frauen) hatten 1461 eine chronische Nierenkrankheit, definiert als geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) < 60 ml/min/1,73 m2; die mittlere eGFR lag bei 49 ml/min/1,73 m2. Initial war bei keinem Teilnehmer eine kardiovaskuläre Krankheit bekannt.

Eine Herzschwäche entwickelte sich mit einer Häufigkeit von 22,0 beziehungsweise 6,2 pro 1000 Personenjahre bei Teilnehmern mit beziehungsweise ohne Niereninsuffizienz. Die Inzidenzraten für eine KHK lagen bei 24,5 bzw. 8,4 und für einen Schlaganfall bei 13,4 beziehungsweise 4,8, jeweils pro 1000 Personenjahre (JAMA Cardiol. 2016, online 21. Dezember).

Priorität für Herzinsuffizienz-Prävention

Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, Ethnie, Kohorte, Hypertonie, Diabetes, Tabakkonsum und Dyslipidämie war der Unterschied zwischen den Gruppen geringer. Für Herzschwäche und KHK blieb die absolute Risikodifferenz aber statistisch signifikant, mit jeweils 2,3 zusätzlichen Erkrankungen pro 1000 Personenjahre bei bestehender Niereninsuffizienz.

Das Schlaganfall-Risiko war unter diesen Voraussetzungen nicht höher als bei Nierengesunden. Das Risiko für KHK oder Herzschwäche war unabhängig von Geschlecht, Alter (über oder unter 65) und Ethnie bei Niereninsuffizienz durchgängig erhöht. Patienten afroamerikanischer oder hispanischer Herkunft hatten aber ein besonders hohes Zusatzrisiko für beide Komplikationen.

"Um die Prognose nierenkranker Patienten zu verbessern, muss zusätzlich zur KHK-Prävention die Herzinsuffizienz Priorität erhalten", fordern die Studienautoren um Nisha Bansal von der Uni in Seattle. Die primärpräventiven Maßnahmen gegen Herzversagen sind allerdings limitiert. Das gilt besonders für die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion, den vorherrschenden Typ bei chronisch nierenkranken Patienten.

Als mögliche Ursachen der Herzschwäche infolge einer Niereninsuffizienz gelten erhöhte Retention von Urämietoxinen, eine endotheliale Dysfunktion, entzündliche Prozesse und Störungen im Elektrolythaushalt. (bs)

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Kommentare
Hartwig Raeder 02.02.201709:49 Uhr

Bedeutung der Extrarenalsyndrome

Die Sache ist genau umgekehrt. Die Herzinsuffizienz ist nicht die Folge der Niereninsuffizienz. Vielmehr ist die Niereninsuffizienz die Folge der Herzinsuffizienz. Erklärung: Die GFR ist immer proportional zum Herzzeitvolumen. Jede Herzkrankheit und viele Extrakardialkrankheiten verkleinern das HZV und damit die GFR. Das sind die Extrarenalsyndrome. Niemals ist das Stadium der Niereninsuffizienz kleiner als das Stadium der Herzinsuffizienz.

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