Verödung der Mucosa

Elektrochirurgie im Einsatz bei Adipositas

Durch das Abtragen der obersten Schicht der Mucosa könnten Adipositaspatienten in Zukunft minimal-invasiv und ambulant behandelt werden.

Veröffentlicht:
Schematische Darstellung der Gewebeabtragung mittels Argon-Plasma-Koagulation.

Schematische Darstellung der Gewebeabtragung mittels Argon-Plasma-Koagulation.

© Erbe Elektromedizin GmbH

FREIBURG / TÜBINGEN. Ein chirurgischer Eingriff im Magen-Darmtrakt ist aktuell die einzige Methode, mit der ein nachhaltiger Gewichtsverlust bei Adipositas-Patienten erzielt werden kann. Das Forschungsprojekt IDA (Intelligentes Photonisches Gewebedetektions- und Gewebeablationssystem) verfolgt einen Ansatz, der eine Anwendung der elektrochirurgischen Argon-Plasma-Koagulation mit intelligenter optischer Diagnostik zur Therapieüberwachung verbindet. Integriert in eine endoskopische Magensonde könnten mit dem kombinierten Diagnose- und Therapieverfahren Adipositaspatienten zukünftig minimal-invasiv und ambulant behandelt werden.

Abtragen mit ionisiertem Edelgas

Anders als bei der üblichen "Magenverkleinerung", soll mithilfe eines ionisierten Edelgases, dem Argonplasma, nur die oberste Schicht der Mucosa auf einer Fläche von etwa einem DIN-A4-Blatt abgetragen werden. Dr. Alexander Neugebauer, der die Forschungsaktivitäten beim Projektkoordinator Erbe Elektromedizin leitet, über den Hintergrund des neuen Therapieansatzes: "In vorangegangen Forschungsprojekten haben wir in Versuchen am Großtiermodell Schwein die Mucosa großflächig verödet und damit sehr erfolgversprechende Ergebnisse hinsichtlich des Gewichts- und Fettmasseverlustes nach der Operation gefunden", wird Neugebauer in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert. Der Vorteil der Methode ist, dass große Areale der Mucosa entfernt werden können, ohne dabei die darunterliegenden empfindlichen Bestandteile der Magenschleimhaut zu schädigen.

Therapieüberwachung in Echtzeit

Argon-Plasma- Koagulation

» Ionisiertes Edelgas, das sogenannte Argonplasma, wird eingesetzt, um nur die oberste Schicht der Mucosa auf einer Fläche von etwa einem DIN-A4-Blatt abzutragen.

» Vorteil der Methode ist, dass große Areale der Mucosa entfernt werden können, ohne die darunterliegenden empfindlichen Bestandteile der Magenschleimhaut zu schädigen.

Um den Prozess während des Eingriffs genau zu überwachen, regeln und steuern intelligente Sensoren, die im Rahmen des Projekts erforscht werden, den Abtragprozess in Echtzeit. Dazu kommen neben neuen optischen Verfahren zur Gewebeuntersuchung, miniaturisierte Temperatur- und Abstandssensoren zum Einsatz.

Bisher testen die Forscher den kombinierten Diagnose- und Therapieansatz im Tiermodell und an menschlichen Gewebeproben. Am Ende des dreijährigen Forschungsprojekts sollen erste Studien an Adipositaspatienten Aufschluss über die Wirksamkeit der Methode beim Menschen geben.

Das im Juni gestartete Forschungsprojekt IDA wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative "Photonik Forschung Deutschland" mit 3,4 Millionen Euro unterstützt. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Der hypogonadale Patient in der Hausarztpraxis

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Besins Healthcare Germany GmbH, Berlin

ADA-Kongress 2025

Strukturierte Maßnahmen gegen Adipositas in den USA

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hohe Kostenbelastung

Mülheimer Hausarzt verklagt KV wegen Notdienst-Pauschale

Lesetipps
Kein Einzelimpfstoff gegen Pertussis verfügbar: Wie also Schwangere impfen?

© Porträt: Antje Boysen/DEGAM | Sp

Sie fragen – Experten antworten

Kein Einzelimpfstoff gegen Pertussis verfügbar: Wie also Schwangere impfen?

Ein älterer Mann liegt im Krankenbett und hält die Hand einer Frau

© Photographee.eu - stock.adobe.com

Palliativmedizin

Was bei starker Unruhe am Lebensende hilft