Hepatozyten-Transfer hilft bei Leberversagen

WIESBADEN (nsi). Für Patienten mit Leberversagen, für die es keine Spenderorgane gibt oder bei denen eine Organübertragung kontraindiziert ist, deutet sich eine neue Therapie an: Offenbar läßt sich ein Teil dieser Patienten bereits durch einen Transfer von Hepatozyten komplett heilen. Das Verfahren wird nun in einer klinischen Studie in Hannover geprüft.

Veröffentlicht:

Jährlich haben etwa 800 Menschen in Deutschland ein akutes Leberversagen. Für über 50 Prozent der Patienten endet es tödlich. Aufgrund des Mangels an Spenderorganen könnte der Hepatozyten-Transfer eine neue Option für Patienten mit akutem Leberversagen sein.

In einzelnen Heilversuchen hatten solche Patienten bereits von dem Leberzelltransfer profitiert. So hat an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) eine 64jährige Frau mit Knollenblätterpilz-Vergiftung und Kontraindikationen für die Lebertransplantation intraportal Hepatozyten erhalten und sich vollständig von der Erkrankung erholt. Darauf hat Professor Michael Ott von der MHH beim Internistenkongreß in Wiesbaden hingewiesen.

Bei einem 69jährigen Patienten mit Hepatitis-B-induziertem Leberversagen und fortgeschrittener KHK stabilisierte sich der Zustand nach der Leberzell-Transfusion für sechs Tage. Am siebten Tag starb der Mann an den Folgen eines Herzversagens.

Von der MHH wird jetzt die weltweit erste größere Studie zur Hepatozyten-Transplantation geplant, und zwar bei 60 Patienten mit akutem Leberversagen, die für eine Organtransplantation nicht in Frage kommen. "Wir hoffen, im Oktober oder November diesen Jahres mit der Studie beginnen zu können", sagte Ott.

Die Hepatozyten werden aus menschlichen Organen gewonnen, die sich für eine Transplantation nicht eignen. Sie werden an der MHH aufbereitet, kryokonserviert und an die teilnehmenden Zentren in insgesamt sechs europäischen Ländern verschickt. Jeweils 30 Patienten sollen in die Verum- und die Kontrollgruppe der Studie aufgenommen werden.

Die Patienten der Kontrollgruppe erhalten lediglich die beste medizinische Behandlung, weil es ethisch nicht vertretbar wäre, bei den Schwerkranken einen Katheter in die Pfortader zu legen und sie dann mit Placebo zu behandeln. Einschlußkriterium ist ein drohendes Leberversagen, das die Ärzte an der Klinik und mit Hilfe von Laborwerten feststellen.

Die Verum-Patienten erhalten dann an sechs aufeinanderfolgenden Tagen 1 bis 1,5 x 109 Leberzellen intraportal infundiert und werden 16 Wochen beobachtet. "Wir möchten fünf bis zehn deutsche Zentren für die Studie gewinnen", so Ott.

Weitere Infos zur Studie und dem Verfahren gibt es per E-Mail: ott-mhh@ gmx.de; Tel.: 05 11 / 5 32 89 80

Mehr zum Thema

Perioperative Komplikationen

Allgemeinchirurgie: HbA1c präoperativ bestimmen!

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf