Herzinfarkt in jungen Jahren

Langzeitprognose immer besser

Die Lebenserwartung von Personen, die schon vor dem 50. Lebensjahr einen Myokardinfarkt erleiden, hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter verbessert. Dennoch ist ihr Sterberisiko im Vergleich zu dem der Allgemeinbevölkerung nach wie vor deutlich höher, belegen landesweit erhobene Daten aus Registern in Dänemark.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist das Sterberisiko nach einem Myokardinfarkt in jungen Jahren etwa doppelt so hoch.

Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist das Sterberisiko nach einem Myokardinfarkt in jungen Jahren etwa doppelt so hoch.

© ArTo / Fotolia.com

AARHUS. Wer schon als relativ junger Mensch von einem Myokardinfarkt betroffen ist, denkt vielleicht besonders besorgt darüber nach, welche Folgen dieses Ereignis für sein künftiges Leben haben wird. Bleibt das Sterberisiko nach Überstehen der kritischen Postinfarktphase weiterhin erhöht und wenn ja, in welchem Maß?

Informationen dazu liefert nun eine umfangreiche Analyse einer dänischen Autorengruppe um Dr. Morten Schmidt vom Aarhus University Hospital (Circulation: Cardiovascular Quality and Outcomes. 2016; 9: 523-531). Ihren Ergebnissen lässt sich eine gute und eine schlechte Nachricht entnehmen. Die gute: Die Langzeitsterblichkeit nach früh im Leben aufgetretenem Herzinfarkt hat in den letzten drei Jahrzehnten erheblich abgenommen. Die schlechte: Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist das Sterberisiko noch immer etwa doppelt so hoch.

Mortalität rückläufig

Die Gruppe um Schmidt hat für ihre Analyse zwischen 1980 und 2009 landesweit erhobene Daten aus miteinander verlinkten Gesundheitsregistern in Dänemark herangezogen. In diesem Zeitraum wurden 21.693 Patienten identifiziert, die schon vor Erreichen der 50. Lebensjahres einen Herzinfarkt erlitten hatten. Diesen Patienten wurden dann 216.930 Personen aus de r Allgemeinbevölkerung nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und kardiovaskuläre sowie nicht kardiovaskuläre Komorbidität gegenübergestellt.

In den drei Jahrzehnten zwischen 1980 und 2009 verringerte sich die 30-Tage-Mortalität bei den jüngeren Patienten mit Herzinfarkt von 12,5 Prozent (1980 bis 1989), 8,4 Prozent (1990 bis 1999) auf 3,2 Prozent (2000 bis 2009). Die Raten für die 10-Jahre-Mortalität bei denjenigen Patienten, die ein Jahr nach Infarkt noch lebten, sanken in dieser Zeit von 24,2 Prozent über 12,7 Prozent auf nur noch 8,9 Prozent. Die entsprechenden 10-Jahre-Raten in die Allgemeinbevölkerung betrugen in diesem Zeitraum 4,7, 4,2 und 3,8 Prozent.

Die anfangs noch enorme Differenz zwischen den Mortalitätsraten in beiden Gruppen nahm dementsprechend im Lauf der Zeit immer weiter ab. Zu einer Angleichung kam es aber nicht: Im Zeitraum zwischen 2000 und 2009 war die Mortalitätsrate in der Gruppe der jüngeren Infarktpatienten noch immer fast doppelt so hoch wie in der Allgemeinbevölkerung, was rechnerisch sechs zusätzlichen Todesfällen pro 1000 Patienten entspricht.

Ischämische Herzerkrankung vorne

Das erhöhte Risiko ist nach Angaben der Autoren auf höhere Sterberaten infolge kardiovaskulärer und pulmonaler Erkrankungen sowie Krebserkrankungen zurückzuführen. Als wichtigste Todesursache dominierte die ischämische Herzerkrankung.

Schmidt und seine Kollegen schätzen, dass die kontinuierliche Abnahme der Infarktsterblichkeit seit 1980 etwa zur Hälfte auf Verbesserungen der kardiovaskulären Prävention etwa durch Verzicht auf Tabakkonsum zurückzuführen ist. Die andere Hälfte verdankt sich nach ihrer Ansicht nicht zuletzt der Einführung der frühen revaskularisierenden Therapie (Thrombolyse, PCI) bei Herzinfarkt. Auch revaskularisierende Maßnahmen (PCI, Bypass-OP) in der Zeit der Nachbehandlung sowie eine optimierte Therapie bei Hypertonie, Dyslipidämie und anderen Begleiterkrankungen dürften zur Prognoseverbesserung beigetragen haben.

Die Wahrscheinlichkeit, evidenzbasierte Therapien zu erhalten, sei erfahrungsgemäß bei jüngeren Patienten größer als bei älteren, erinnern die Studienautoren. Sie gehen im Übrigen davon aus, dass die Ergebnisse ihrer Analyse auch repräsentativ für andere westliche Industrieländer sind.

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Mortalität

Die 30-Tage-Mortalität verringerte sich zwischen 1980 und 2009 sich bei den jüngeren Patienten mit Herzinfarkt von 12,5 Prozent (1980 bis 1989), 8,4 Prozent (1990 bis 1999) auf 3,2 Prozent (2000 bis 2009).

Die Raten für die 10-Jahre-Mortalität bei denjenigen Patienten, die ein Jahr nach Infarkt noch lebten, sanken in dieser Zeit von 24,2 Prozent über 12,7 Prozent auf nur noch 8,9 Prozent.

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