Nahrungsergänzung

Mit Fischöl für die Herz-Prävention ist es wohl Essig

Eine Metaanalyse großer Studien hat keinen belastbaren Beleg erbracht, dass die Nahrungsergänzung mit Fischöl für die Prävention nützlich sein könnte.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Signifikante Effekte des Fischöls waren weder in Bezug auf Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere schwere kardiovaskuläre Komplikationen nachweisbar.

Signifikante Effekte des Fischöls waren weder in Bezug auf Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere schwere kardiovaskuläre Komplikationen nachweisbar.

© Dombili / iStock / Thinkstock

OXFORD. Die Prophylaxe kardiovaskulärer Erkrankungen mithilfe von fischölhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln fällt offenbar ins Wasser. Eine Metaanalyse von zehn randomisierten Studien mit fast 78.000 Teilnehmern hat keinen Hinweis zutage gefördert, dass Supplemente mit Eicosapentaen- (226–1800 mg / d) und/oder Docosahexaensäure (0–1700 mg) irgendeinen Beitrag dazu leisten, die kardiovaskuläre Morbidität oder Mortalität oder auch die Gesamtmortalität zu senken. Die Nachbeobachtungszeit betrug durchschnittlich 4,4 Jahre.

Theingi Aung von der Universität Oxford hat die Ergebnisse der Metaanalyse zusammen mit Kollegen im Fachjournal "JAMA Cardiology" publiziert (JAMA Cardiol 2018; 3: 225). Ziel der Forscher war es gewesen, den Einfluss der Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren auf das Risiko zu untersuchen, einen tödlichen oder nichttödlichen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder andere schwere kardiovaskuläre Komplikationen zu erleiden. Weiteres Augenmerk galt der Entwicklung der Sterblichkeit insgesamt.

Signifikante Effekte des Fischöls waren nirgends nachweisbar. Die Gesamtmortalität sank im Schnitt um 4 Prozent, ohne dass dieses Resultat statistisch bedeutsam gewesen wäre. Für die übrigen Endpunkte galt das Gleiche; die verglichen mit Kontrollprobanden im Mittel um einige Prozentpunkte niedrigeren Risikowerte erwiesen sich allesamt als insignifikant. Das traf sowohl allgemein wie auf Subgruppen von Patienten mit vorbestehender Gefäßerkrankung oder Diabetes zu und war zudem unabhängig von den Lipidspiegeln sowie der Einnahme oder Nichteinnahme von Statinen.

"Die Analyse stützt nicht den Ratschlag, wonach Patienten mit koronarer Herzkrankheit ihre Ernährung um Omega-3-Fettsäuren ergänzen sollten", schreiben Aung und Mitarbeiter in ihrem Studienfazit. Zumindest sei das für Dosierungen im Bereich von 1 g / d der Fall. Ob laufende Studien mit höheren Dosen von 3–4 g / d womöglich signifikante Ergebnisse mit Blick auf kardiovaskuläre Ereignisse erbrächten, bleibe abzuwarten.

Aus europäischen Leitlinien wie jener der European Society of Cardiology zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen war schon vor zwei Jahren eine gewisse Skepsis herauszulesen, ob die Omega-3-Fettsäuren nicht nur für Fische, sondern auch für Menschen von gesundheitlichem Wert sind. Die Empfehlungen der American Heart Association vom vergangenen Jahr betonten hingegen, es sei vernünftig, Patienten mit bestehender koronarer Herzkrankheit mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren zu verordnen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Fischölkapseln: Schläge ins Wasser

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