PCT kann Antibiotikatherapie sicher steuern

Bei tiefen Atemwegsinfekten kann oft auf Antibiotika verzichtet werden, wenn bei der Therapieentscheidung das Serum-Procalcitonin berücksichtigt wird.

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Klinische Einschätzung plus PCT-Test erleichtern die Entscheidung für oder gegen Antibiose bei Bronchitis.

Klinische Einschätzung plus PCT-Test erleichtern die Entscheidung für oder gegen Antibiose bei Bronchitis.

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AARAU/SCHWEIZ (BS). Das Akut-Phase-Protein Procalcitonin (PCT) erleichtert die Differenzierung zwischen viralen und bakteriellen Atemwegsinfektionen. Bei bakterieller Ursache steigt der Wert binnen vier bis sechs Stunden an - deutlich früher als BSG oder CRP -, während er bei unkomplizierten viralen Infekten kaum zunimmt.

Randomisierte kontrollierte Studien belegen, dass ein PCT-geleitetes Verordnungsverhalten den Antibiotikaverbrauch um 40 bis 70 Prozent senken kann, ohne dass die Komplikationsrate zunimmt.

Auch im Praxisalltag sicher

Dass das Vorgehen auch unter Alltagsbedingungen sicher ist, bestätigt nun eine Studie in Allgemeinarztpraxen und Notfallambulanzen aus der Schweiz, Frankreich und den USA (Arch Intern Med 2012; 172: 715).

Bei ungefähr zwei Drittel ihrer Therapieentscheidungen richteten sich die Ärzte nach dem Ergebnis des PCT-Tests in Zusammenhang mit dem klinischen Befund.

Das heißt, bei PCT-Werten im Serum von maximal 0,25 ng/l sahen sie von einer (Weiter-) Behandlung mit Antibiotika ab - sofern nicht gewichtigere Gründe für eine Therapie vorlagen, wie zum Beispiel eine lebensbedrohliche Begleiterkrankung oder ein besonders schweres Krankheitsbild.

Insgesamt 1520 konsekutive Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie, akuter Exazerbation einer COPD oder einer Bronchitis wurden von ihnen versorgt.

1208 Patienten erhielten ein Antibiotikum, im Mittel für 6,9 Tage. Bei Befolgen des PCT-Algorithmus betrug die Therapiedauer nur 5,9 Tage im Vergleich zu 7,4 Tagen bei abweichender Entscheidung.

Patienten, die wegen eines niedrigen PCT-Wertes gar nicht antibiotisch behandelt wurden, erlitten nicht mehr Komplikationen als Patienten mit Antibiotikatherapie. Dasselbe galt für Patienten, bei denen ein PCT von 0,25 ng/l oder darunter zu einer frühen Beendigung der Therapie führte.

Test in Leitlinie empfohlen, aber noch keine GKV-Leistung

Der PCT-Test wird auch in die S-3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von tiefen Atemwegsinfektionen und ambulant erworbener Pneumonie empfohlen.

Bisher zählt der Test im ambulanten Bereich noch nicht zu den GKV-Leistungen, die Erstattungsfähigkeit ist aber beantragt.

Quelle: www.springermedizin.de

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