Pflege und SARS-CoV-2-Pandemie

Heime fühlen sich von Corona-Lockerungen überfordert

Heimbewohner zählen zu den Corona-Risikogruppen: In vielen Einrichtungen gelten daher strenge Besuchsregeln. Jetzt rufen die Länder nach Lockerung bei zugleich maximalem Schutz. Die Anbieter sehen sich einmal mehr im Stich gelassen.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Eine 97-jährige Seniorin (r.) spricht im Besuchscontainer eines Düsseldorfer Pflegeheims mit ihrer Tochter, die ihr ein Foto ihres Enkelkinds auf dem Smartphone zeigt. Solche Schutzkonzepte können längst nicht alle Heime umsetzen.

Eine 97-jährige Seniorin (r.) spricht im Besuchscontainer eines Düsseldorfer Pflegeheims mit ihrer Tochter, die ihr ein Foto ihres Enkelkinds auf dem Smartphone zeigt. Solche Schutzkonzepte können längst nicht alle Heime umsetzen.

© Norbert Schmidt/dpa

Berlin. Private Pflegeanbieter haben scharfe Kritik an den Gesundheitsministern der Länder geübt. Deren Forderung nach einer Lockerung der Besuchseinschränkungen in Pflegeheimen bei „maximalem“ Schutz vor möglichen SARS-CoV-2-Infektionen stelle die Einrichtungen vor eine „unlösbare Aufgabe“, heißt es in einem am Freitag bekannt gewordenen „Offenen Brief“ des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa).

„Unvereinbare Forderungen“

Mit „unvereinbaren Forderungen“ sei den Alten- und Pflegeheimen nicht geholfen, echauffiert sich der bpa in seinem Schreiben. Der wegen der Corona-Pandemie Mitte März verhängte „Lockdown“ habe „zuvorderst dem Schutz der besonders von einer Infektion gefährdeten Personen“ gegolten. Um diesen Schutz hätten sich die Altenpflegekräfte „bestmöglich gekümmert“, so der Anbieterverband.

Die Gesundheitsminister sollten den Einrichtungen erklären, „dass und in welchem Umfang vermeidbare Risiken eingegangen werden sollen“, heißt es im Schreiben weiter. Die Politik müsse auch dann an der Seite der Pflegeheime und deren Mitarbeiter stehen, „wenn nicht vermiedene Risiken zu Infektionen führen“. Nur wenige Bundesländer ließen diese Bereitschaft derzeit erkennen.

GMK: Soziale Kontakte wichtig!

Die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) hatte bei ihrer am Donnerstag per Videoschalte abgehaltenen Sonderkonferenz eine Resolution zur Situation von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen in der Corona-Pandemie verabschiedet.

Darin heißt es, Alten- und Pflegeheime, aber auch Wohneinrichtungen der Pflege sowie besondere Wohnformen für Menschen mit Behinderung stünden derzeit vor der Herausforderung, „Infektionsschutz und soziale Kontakte miteinander zu verbinden“. Beides sei für Pflegebedürftige wie Menschen mit Behinderung „lebensnotwendig“.

Die Länder erwarteten daher von den Heimleitungen, dass sie „die Spielräume für mehr Besuche“ ausschöpften und zugleich den Infektionsschutz beachteten. Dabei spielten auch Hygienekonzepte, Mindestabstand, Schutzkleidung und Testungen eine „große Rolle“, heißt es in der Resolution der GMK.

Klage über fehlende Schutzausrüstung

Pflegeanbieter hatten in der Vergangenheit immer wieder kritisiert, dass es ihnen an ausreichend Schutzkleidung und Desinfektionsmitteln fehle und Kliniken bei der Ausstattung mit entsprechendem Material bevorzugt würden.

Eine von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kürzlich vorgelegte Verordnung sieht derweil die Möglichkeit zu vermehrten Tests auf das Coronavirus in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern vor.

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Kommentare
Gisela Görisch 22.06.202014:00 Uhr

Leute ich kann das Gejammere des Verbandes nicht mehr hören....auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist dort mit sehr großer Wahrscheinlichkeit genug Geld da für die entsprechende Schutzkleidung und Tests..Ja es ist eine Herausforderung für diese Einrichtungen und der Umgang damit ist anspruchsvoll aber es ist zu regeln ...wenn die Leitung es will..

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