Aktivierung von Trypsinogen erklärt nicht alles

Veröffentlicht:

WIESBADEN (mal). Die pathogenetische Erklärung der Pankreatitis läuft derzeit darauf hinaus, dass es sich um eine Autodigestion des Pankreas handelt. Unklar ist zum Beispiel, wann und warum eine Pankreatitis chronisch wird.

Auch die Therapie von Patienten mit akuter oder chronischer Pankreatitis kommt in Wiesbaden zur Sprache. "Derzeit wird ja noch kontrovers diskutiert, wann interventionell endoskopisch, wann operativ vorgegangen werden sollte. Wann ist eine endoskopische Drainage von Nekrosen indiziert, wann eine CT-gesteuerte Drainage?", so Kongresspräsident Professor Joachim Mössner vorab zum Kongress zur "Ärzte Zeitung".

Eine Studie aus den Niederlanden habe erst kürzlich sehr schön gezeigt, dass die Step-up-Therapie, bei der Nekrosen erst CT-gesteuert drainiert werden und, wenn das nicht hilft, dann operiert wird, mit weniger Komplikationen verknüpft ist als die sofortige Op. Insgesamt werde man immer aggressiver, was radiologische und endoskopische Interventionen bei Nekrosen betrifft und die Chirurgie trete etwas in den Hintergrund.

Mössner weiter: "Bei anderen Indikationen wie Schmerzen bedingt durch Pankreasgangstenosen oder Cholestase bedingt durch Einengung des Ductus choledochus durch eine verkalkte entzündliche Pankreaskopfschwellung hat die primäre Chirurgie eher Vorteile."

Derzeitige pathogenetische Erklärung für Pankreatitis: Autodigestion

Derzeit läuft die pathogenetische Erklärung der Pankreatitis ja darauf hinaus, dass es sich um eine Autodigestion der Bauchspeicheldrüse handelt aufgrund einer vorzeitigen Aktivierung von Trypsinogen zu Trypsin im Pankreas selbst, nicht erst im Duodenum, erinnert Mössner.

"Die meisten genetischen Befunde, die wir bislang kennen, passen mehr oder weniger in dieses Gesamtkonzept. Wir wissen aber nicht, weshalb eine akute Pankreatitis einen milden, ödematösen Verlauf oder einen fulminant hämorrhagisch nekrotisierenden Verlauf nimmt. Wir wissen nicht, wann und warum eine Pankreatitis chronisch wird."

Bislang wurden ja bei genetischen Analysen stets nur sogenannte Kandidatengene analysiert, so Mössner. "Das heißt: Wenn die Pankreatitis durch vorzeitige Aktivierung durch Trypsin teilweise erklärt ist - und das wissen wir seit über 100 Jahren - , dann ist es natürlich naheliegend, sich die Gene anzusehen, die irgendetwas mit Trypsin oder seiner Hemmung zu tun haben. Und da ist man ja in der Tat auch fündig geworden."

Genomweiten Assoziationsstudien sollen auch bei Pankreatitis-Patienten Klarheit schaffen

Bei Genomweiten Assoziationsstudien hoffen Mössner und seine Kollegen in Leipzig, bei Pankreatitis-Patienten vielleicht andere genetische Veränderungen zu finden als bei einem gesunden Kontrollkollektiv oder etwa bei Patienten mit alkoholischer Leberzirrhose. Diese genetischen Veränderungen könne man dann ja den Proteinen zuordnen, die von den Genen in dieser Region kodiert werden, so Mössner. Das könnte vielleicht neue Mechanismen der Erkrankung finden lassen, die zusätzlich zum Trypsin für die Pathogenese der Pankreatitis wichtig sind.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Frühe Nutzenbewertung

G-BA: Geringer Zusatznutzen für Nivolumab bei Ösophaguskrebs

Zentralnervöse und psychiatrische Nebenwirkungen

Promethazin bei Kindern unter sechs Jahren nun kontraindiziert

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“