Alter ist kein Grund, Krebstherapie vorzuenthalten

GENF (sh). Alter ist kein Grund, einem Patienten eine Krebstherapie vorzuenthalten. Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung sollte sich in erster Linie am Allgemeinzustand des Patienten und an den Komorbiditäten und nicht am Alter orientieren.

Veröffentlicht:

Bei krebskranken älteren Menschen gibt es mehrere Gründe, warum eine Arzneimitteltherapie nicht mehr oder nur noch zurückhaltend angewendet wird. Medizinische Gründe sind nach Angaben von Dr. Ulrich Wedding aus Jena eine verstärkte Toxizität der Arzneien und begleitende Erkrankungen, wie er beim Welt-Krebs-Kongress in Genf berichtete. Hier stelle sich jedoch die Frage, was als intolerable Toxizität anzusehen sei. Darüber hinaus gebe es "politische" Argumente gegen eine Therapie, wie hohe Kosten oder die eingeschränkte Lebensqualität.

Häufig verhindert auch Voreingenommenheit sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten die Behandlung älterer Krebskranker. So ergaben Populations-basierte Studien, dass bei älteren Menschen prinzipiell seltener eine Chemotherapie vorgenommen wird. Alter sei - fälschlicherweise - ein führendes Kriterium bei der Entscheidungsfindung für oder gegen eine Therapie, so Wedding. Die aussagekräftigeren Parameter sind seinen Angaben zufolge jedoch Allgemeinzustand und Komorbiditäten. In der Praxis seien sie aber bei der Entscheidungsfindung nur von untergeordneter Bedeutung.

Als Beispiel nannte Wedding das Kolonkarzinom, bei dem ein Rückfall häufig nach ein bis zwei Jahren auftritt. Ein 80-jähriger Patient mit einer Lebenserwartung von 7 bis 8 Jahren könne von einer Chemo wirklich noch profitieren. Bei Mamma-Ca treten dagegen Rückfälle immer häufiger erst nach längerer Zeit auf. Diese Unterschiede bei den einzelnen Tumoren seien deshalb bei der Therapieentscheidung zu berücksichtigen. Prinzipiell gelte jedoch, dass es bei älteren Krebskranken keinen Grund für therapeutischen Nihilismus gebe. Die Therapie muss jedoch noch stärker als bei Jüngeren individuell ausgerichtet werden.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

10 Fragen, 10 Antworten

Ausgeschlafen trotz Schichtdienst: Wie das klappen kann

Kopfschmerzen

Migräne: Welche Therapie bei älteren Patienten möglich ist

Lesetipps
Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei

Großer Andrang am Quartalsanfang? Mit der Ersatzbescheinigung könnten sich vor allem Menschen mit chronischen Erkrankungen den Weg in die Praxis sparen.

© Picture-Factory / stock.adobe.com

Neues Verfahren mit Potenzial

Das bringt die elektronische Ersatzbescheinigung den Praxen