Auf dem Weg zum Biochip für die Organtransplantation

NEU-ISENBURG (gvg). Abstoßungsreaktionen und toxische Effekte von Immunsuppressiva sind zwei Faktoren, die das Überleben eines transplantierten Organs gefährden können. Durch systematische Genanalysen könnte sich das künftig bereits im Vorfeld der Transplantation erkennen lassen.

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Die frisch gebackene Preisträgerin des Galenus-Preises der Kategorie B, Privatdozentin Ingeborg Hauser von der Universität Frankfurt am Main, blickt in eine arbeitsreiche Zukunft: In ihrem Spezialgebiet - das ist die Identifizierung von Genen, die für das Transplantatüberleben relevant sind - stehe die Forschung noch ganz am Anfang, so die Expertin zur "Ärzte Zeitung".

Hoffnung auf Vorhersagen des Risikos für Nierenschäden

DIE PREISTRÄGER

Für ihre Arbeit zum P-Glykoprotein werden mit dem Galenus-Preis der Kategorie B geehrt:

Von der Abteilung für Nephrologie der Medizinischen Klinik V der Universität Frankfurt am Main: Privatdozentin Ingeborg A. Hauser Privatdozent Jan Gossmann Dr. Stefan Gauer Dr. Ernst H. Scheuermann Dr. Binytha Wegner Professor Helmut Geiger

Vom Dr. Margarete Fischer-Bosch Institut für Klinische Pharmakologie in Stuttgart: Privatdozent Matthias Schwab Dr. Elke Schäffeler Dr. Ulrich M. Zanger Professor Michel Eichelbaum

Von der Abteilung für Biomathematik der Universitätsklinik Frankfurt am Main: Dr. Hanns Ackermann

Vom Institut für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie der Universität Frankfurt am Main: Privatdozent Christian Seidl

Vom der Abteilung für Nephrologie und Hypertonie des Inselspitals in Bern in der Schweiz: Dr. Berthold Hocher 

Hauser hat den Galenus-Preis für die Beschreibung einer Genvariante des mit ABCB1 bezeichneten Gens erhalten, die einmal helfen könnte, das Entstehen eines Nierenschadens bei Behandlung mit Ciclosporin vorherzusagen (wir berichteten).

War der Spender Träger des entsprechenden Gens, das zu einer Anreicherung von Ciclosporin in den Nierenzellen führt, dann besteht die etwa 60prozentige Gefahr eines Nierenversagens beim Empfänger, wenn dieser einen Calcineurin-Hemmer wie Ciclosporin erhält.

In Frankfurt wurde die klinische Konsequenz bereits gezogen: Wenn bei einem Patient nach einer Nierentransplantation unter Ciclosporin-Therapie die Nierenfunktion abfällt, wird auf die neue ABCB1-Variante getestet. Fällt der Test positiv aus, wird die Immunsuppression sofort geändert.

Um neue Kandidaten-Gene in Zukunft rascher zu identifizieren, wird in Frankfurt am Main jetzt eine Bio-Datenbank aufgebaut. Dort wird Spender- und Empfängerblut gesammelt, um ohne viel Aufwand das Erbgut einer größeren Zahl von Spendern oder Organempfängern untersuchen zu können.

Langfristiges Ziel ist eine Art Biochip, mit dem sich anhand einer Vielzahl von Genen bereits im Vorfeld der Operation abschätzen läßt, ob das Überleben des gespendeten Organs gefährdet ist.

Zunächst will sich Hauser jedoch das Genprodukt der ABCB1-Variante, also das Eiweißmolekül, das Ciclosporin transportiert, noch etwas genauer ansehen. Es ist nämlich nicht nur in den Nierenzellen des Spenderorgans, sondern auch in Darmzellen und in den Lymphozyten des Empfängers anzutreffen.

Überaktiver Transporter könnte eine Abstoßung begünstigen

Ein überaktiver Transporter auf den Lymphozyten des Empfängers könnte dazu führen, daß zu wenig Ciclosporin in diesen Zellen angereichert wird. Dies könnte dazu führen, daß eine Abstoßung des Transplantats durch das Immunsystem begünstigt wird.

Im Darm hat derselbe Transporter möglicherweise einen Einfluß auf die Bioverfügbarkeit und damit auf die Plasmaspiegel von Ciclosporin. Fazit: Es gibt nicht nur viele Gene, die das Überleben der verpflanzten Orane verschlechtern. Es gibt auch einzelne Gene, die dies auf vielfältige Weise tun können.

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