Cochlea-Implantate

Option auch bei Resthörvermögen

Cochlea-Implantate verbuchen klare Erfolge: 70 Prozent der Patienten mit erworbener Taubheit können damit sogar wieder telefonieren, Kinder erreichen meist eine fast normale Hör- und Sprachentwicklung.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Cochlea-Implantat: Therapie der Wahl bei angeborener und erworbener Innenohrtaubheit.

Cochlea-Implantat: Therapie der Wahl bei angeborener und erworbener Innenohrtaubheit.

© elsahoffmann/stock.adobe.com

ERFURT. Drei Gruppen von Patienten könnten heute von Cochlea-Implantaten (CI) profitieren, berichtete Professor Thomas Lenarz vom Deutschen Hörzentrum Hannover beim HNO-Kongress in Erfurt: Menschen mit beidseitig hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit, Patienten mit Hochfrequenztaubheit sowie solche mit einseitiger Taubheit. Etwa 70 Prozent der Patienten mit erworbener Taubheit erreichten mit den Geräten so gute Verbesserungen des Gehörs, dass sie sogar telefonieren können, so Lenarz.

"Kinder erreichen in der Regel eine nahezu normale Hör- und Sprachentwicklung." Voraussetzung sei allerdings die frühe Diagnose der Taubheit sowie die entsprechend frühe Behandlung. Zwei von drei Kindern, die innerhalb der ersten zwei Lebensjahre versorgt werden, können später die Regelschule besuchen – erfolgt die CI-Versorgung dagegen erst zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr, schafft dies nur noch jedes dritte Kind.

CI sind elektrische Reizprothesen. Sie ersetzen die Funktion der Haarzellen im Innenohr und wandeln Schallwellen in elektrische Signalcodes um, die über bis zu 22 Elektrodenkontakte zur Cochlea und damit zum Hörnerv geführt werden. Dadurch werden Hörempfindungen erzeugt, die vergleichbar sind mit jenen Normalhörender.

Forschung kommt immer weiter

Technische Fortschritte machen es möglich, dass im Unterschied zum Beginn der Entwicklung in den 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre auch Menschen mit nur einseitiger Taubheit oder Patienten mit einem akustischen Resthörvermögen von CI-Systemen profitieren, hieß es in Erfurt. So können bei asymmetrischem Hörvermögen mit CI das Richtungshören und das Sprachverstehen bei Störgeräuschen verbessert werden.

In Hybridsystemen wird die Signalverarbeitung konventioneller Hörgeräte und von CI gekoppelt: Der Hochfrequenzbereich wird durch elektrische Stimulation wiederhergestellt, der Tieftonbereich durch akustische Stimulation. "Dies führt zu einem kombinierten Höreindruck", sagte Lenarz. Bei mehr als 90 Prozent der Patienten könne auf diese Weise das Restgehör erhalten werden.

Veränderungen der Op-Technik haben außerdem dazu geführt, dass schwere Komplikationen wie Infektionen oder Wundheilungsstörungen selten sind. Mit weiteren Neuerungen wie robotischen Hilfssystemen werde die Implantation in der Zukunft einfach und sicher in Lokalanästhesie ausführbar sein, meint Lenarz.

Updates per Telemedizin

Die Einstellung, Anpassung und das Aufspielen von Updates werde telemedizinisch erfolgen. Des Weiteren werden die aktiven Elektroden weiter optimiert und der individuellen Anatomie angepasst sagte der Experte.

Signalvorverarbeitung zur Unterdrückung von Störgeräuschen sowie Zubehör zur verbesserten Signalübertragung, etwa von externen Audiogeräten, optimieren bereits heute maßgeblich das Hören in schwierigen Hörsituationen.

Ziel ist es, die bei Normalhörenden auftretenden Reizmuster so gut wie möglich zu imitieren.

» Cochlea-Implantate sind elektrische Reizprothesen.

» Sie ersetzen die Funktion der Haarzellen im Innenohr und wandeln Schallwellen in elektrische Signalcodes um, die über bis zu 22 Elektrodenkontakte zur Cochlea und damit zum Hörnerv geführt werden.

» Es werden Hörempfindungen erzeugt, die vergleichbar sind mit jenen Normalhörender.

Überblick über die CI-Technologie:HNO 2017;65: 274 ff. auf springermedizin.de

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