Folgen der Corona-Pandemie

Gesundheitsökonom rechnet mit neuen Kostensenkungsgesetzen

Die Corona-Pandemie zwingt die Politik zu neuer Kostendämpfung, warnt der Gesundheitsökonom Boris Augurzky. Die Krise biete auch Chancen – etwa bei der Digitalisierung. Hier stehe Deutschland „knapp über Null“.

Von Thomas Hommel Veröffentlicht:
Der Gesundheitsökonom Boris Augurzky geht davon aus, dass die Finanzreserven im Gesundheitssystem bald zur Neige gehen. Dann könnten Kostensenkungsprogramme anstehen.

Der Gesundheitsökonom Boris Augurzky geht davon aus, dass die Finanzreserven im Gesundheitssystem bald zur Neige gehen. Dann könnten Kostensenkungsprogramme anstehen.

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Berlin. Wegen der Corona-Krise rechnen Ökonomen mit neuen Kostensenkungsgesetzen im Gesundheitswesen. „Wir werden relativ rasch mit leeren Kassen da stehen“, sagte der Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, Professor Boris Augurzky, am Freitag dem Radiosender Bayern 5.

Aktuell werde zwar „ganz viel Geld“ in die Wirtschaft und in den Gesundheitsbereich gepumpt, um die Folgen der COVID-19-Pandemie abzufedern, sagte Augurzky dem Sender. Das geschehe aber auf Schuldenbasis. Deshalb werde es spätestens nach der Bundestagswahl 2021 „ziemlich ernst – auch für Ärzte und Krankenhäuser“.

Not macht erfinderisch

Gleichwohl biete die Krise auch Chancen, sagte Augurzky, der auch Autor des jährlich erscheinenden Krankenhaus-Rating-Reports ist. „Erst in der Not werden wir kreativ.“ Das gelte auch und gerade mit Blick auf die Digitalisierung. „Leider sind wir da noch nicht sehr weit, ich würde sagen, knapp über die Null.“

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Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) sei vor 15 Jahren angekündigt worden, umgesetzt sei sie bis heute nicht, kritisierte Augurzky. Nachholbedarf gebe es auch im stationären Bereich. „Innerhalb eines Krankenhausbetriebs ist es schon irgendwo in Ordnung.“ Schwierig gestalte sich aber der digitale Datenaustausch unter den Kliniken, weil deren IT-Systeme nicht kompatibel seien.

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Mehr Transparenz über Leistungen

Eine stärkere Digitalisierung bringe viele Vorteile, betonte der Gesundheitsökonom. Sie schaffe mehr Transparenz über die erbrachten Leistungen, deren Kosten und den „Nutzen, den sie liefern“.

Ließen sich „ehe nutzlose“ medizinische Leistungen identifizieren und „rausstreichen“, könne Deutschland sein Gesundheitssystem auch künftig bezahlbar halten. Dafür benötige man Daten und Versorgungsforschung, betonte Augurzky. „Und dafür brauche ich Digitalisierung.“

Mehr Gesundheitskompetenz durch KI

Digitale Angebote seien aber auch aus Patientensicht nützlich, betonte Augurzky. Patienten könnten sich dadurch besser und breiter über Versorgungsangebote und deren Qualität informieren. „Heute ist der Patient ja stark abhängig von der Meinung und Expertise des Arztes.“

Mithilfe von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz ließe sich die Gesundheitskompetenz jedes Einzelnen „aufrüsten“. Auf diese Weise könnten dann auch Laien „auf Augenhöhe“ mit Ärzten und anderen Gesundheitsberufen in Kontakt treten, zeigte sich Augurzky überzeugt.

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