vfa-Studie

Hohe Impfrate bringt einer Volkswirtschaft gigantischen Gewinn

2600 Prozent Gewinn pro eingesetztem Dollar: So viel macht die US-Wirtschaft mit Impfungen. Denn: Ein geimpfter Arbeitnehmer arbeitet statt behandelt zu werden. Doch gilt dies auch für Europa?

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Kleiner Stich - große Wirkung: Impfungen nutzen der Volkswirtschaft enorm.

Kleiner Stich - große Wirkung: Impfungen nutzen der Volkswirtschaft enorm.

© Tatyana Sokolova / iStock / Thinkstock

BERLIN. Für 20 Euro bei Männern und 23 Euro bei Frauen im Jahr lässt sich der komplette Impfschutz eines gesetzlich Versicherten lebenslang finanzieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Boston Consulting Group (BCG) im Auftrag von vfa bio, der Interessengruppe im Verband forschender Pharma-Unternehmen.

Die Zahlen beziehen sich auf einen Impfumfang, wie ihn die Ständige Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut empfiehlt. Darin enthalten sind 14 Impfungen für Männer und 15 für Frauen, die demnach zusätzlich die HPV-Impfung wahrnehmen sollten.

Die Untersuchung ist Schwerpunktthema des elften Biotech Reports von vfa bio. Demnach machen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Impfstoffe und die Honorare für Impfärzte gerade einmal 0,7 Prozent des Gesamtaufwands der Kassen aus.

1,4 Milliarden Impfkosten lohnen sich allein wirtschaftlich

In absoluten Zahlen ausgedrückt: knapp 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2015. "So viel Gesundheit für so wenig Geld gibt es sonst kaum", sagte vfa bio-Chef Dr. Frank Mathias, Vorsitzender der Geschäftsführung der Rentschler Biotechnologie GmbH bei der Vorstellung des Reports am Mittwoch in Berlin.

Die Masernausbrüche 2015 in Berlin haben gezeigt, wie verletzlich auch eine vermeintlich stabil durchgeimpfte Bevölkerung wie die Deutschlands sein kann. Während die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Masernfall im Jahr auf eine Million Einwohner für tolerabel hält, verzeichnete Deutschland 2015 mehr als 30, Berlin sogar 355 Masernfälle auf eine Million Einwohner.

Die Fachleute der Boston Consulting Group haben einen ökonomischen Ansatz gewählt, um Vorteile des Impfens herauszuarbeiten. "Aufgrund ihrer präventiven Wirkung stellen Impfungen im Rahmen eines an der Wertschöpfung orientierten Versorgungsansatzes eine der besten Investitionen in das Gesundheitssystem dar", sagte Dr. Jürgen Lücke von BCG.

27 Dollar Gewinn für jeden investierten Dollar

In den USA habe sich gezeigt, dass jeder US-Dollar, der für Impfstoffe gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten ausgegeben worden sei, einen gesamtgesellschaftlichen Return of Investment von 27 Dollar ausgelöst habe.

Zahlen aus Europa lassen den ökonomischen Nutzen ebenfalls plastisch hervortreten. Die saisonale Grippeimpfung verhindere rechnerisch 1,6 Millionen Grippefälle, vermeide 700.000 Arztbesuche und 45.000 Krankenhausaufenthalte europaweit, heißt es im Biotech Report.

715.000 Arbeitstage seien so gewonnen worden. Jährlich sparten die europäischen Gesundheitssysteme damit 250 Millionen Euro ein. Lücke räumte ein, dass keine auf Deutschland heruntergebrochenen Zahlen vorlägen.

Große Hoffnung auf lang wirksame Grippeimpfung

Die Entwicklung neuer Impfstoffe geht ungebrochen weiter. Der Report identifiziert 72 Projekte im Stadium der klinischen Entwicklung, mit denen 26 Krankheiten bekämpft werden sollen. Am jüngsten ist unter anderem die Hoffnung auf einen Impfstoff gegen Herpes zoster (die "Ärzte Zeitung" berichtete).

Allein 15 Vorhaben zielen auf eine zuverlässigere und länger wirksame Grippeimpfung. Acht Wirkstoffe sollen vor einer Ansteckung mit HI-Viren schützen, vier vor Ebola. Erstmals soll es Präventionsmöglichkeiten gegen Noroviren und Clostridium difficile-Bakterien geben. Und auch Tuberkulose und Malaria sind weiter im Visier der Impfstoffentwickler.

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