Medica Econ Forum

Personalisierte DiGA: Gendermedizin ist mehr als Gender-Sternchen

Mann und Frau sind aus medizinischer Sicht zwei Universen. Das müsse auch bei DiGA berücksichtigt werden, forderte beim Medica Econ Forum nicht nur Ex-NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Unterschiede zwischen den Geschlechtern auch bei digitalen Gesundheitsanwendungen berücksichtigen

Wer es Ernst meint mit der Gendermedizin, sollte auch genau hinschauen nach den Unterschieden zwischen den Geschlechtern.

© Marc Stay / Getty Images / iStock

Düsseldorf. Um Frauen und Männern zielgerichtete Versorgungsangebote machen zu können, müssen Datenerhebungen und Studien nach Geschlechtern differenziert werden, fordert Barbara Steffens, die Leiterin der nordrhein-westfälischen Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK), beim Medica Econ Forum im Rahmen der diesjährigen Medica in Düsseldorf.

Und ergänzte: „Wir müssen bundesweit festschreiben, dass Daten geschlechterspezifisch erhoben werden. Wir vergeuden unheimlich viele Ressourcen, weil wir Lösungen anbieten, die nicht passgenau sind.“ Das gelte auch für die Digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA).

Bei vielen DiGA gebe es keine geschlechtsspezifischen Unterscheidungen bei den Symptomen, gleichzeitig aber Stereotypen bei der Darstellung. „Die Pflegekraft ist weiblich, der Arzt ist männlich.“ Steffens fehlen auch Informationen darüber, wie Frauen und Männer die Anwendungen jeweils nutzen und wie ihre Compliance ist.

Es wäre schon einiges erreicht, wenn die Unterschiede zwischen den Geschlechtern in die Entwicklung der DiGA einbezogen würde, glaubt die ehemalige nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin.

Personalisierte Medizin schafft Sachzwänge

Langfristig müsste es auch eine Differenzierung nach Alter und Ethnie geben, Stichwort personalisierte Medizin. „Aus wissenschaftlicher Sicht ist alles, was keine Gender-Perspektive hat, defizitär“, sagte Brigitte Strahwald von der Pettenkofer School of Public Health an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie hat sich die Studien zu den zugelassenen Gesundheits-Apps angesehen. „Sie sind zum Teil methodisch fragwürdig.“

Strahwald findet, dass es für die DiGA eine ähnliche Vorgehensweise geben sollte wie die Nutzenbewertung von Arzneimitteln durch das IQWiG. Dazu müsse auch eine Evaluation gehören, von wem die DiGA genutzt werden und wie. Die Ärztin unterstützt die Forderung von Steffens nach einer geschlechterbezogenen Datenerhebung. „Wenn wir die Daten nicht geschlechtergetrennt haben, können wir sie nicht analysieren.“

Lesen sie auch

Das sieht auch Dr. Sylvie von Werder so, Medizin-Ingenieurin und Gründerin sowie Geschäftsführerin der Rehappy GmbH. Die Firma hat eine gleichnamige App für die Nachsorge bei Schlaganfallpatientinnen und -patienten entwickelt. „Gendermedizinische Forschungsergebnisse müssen viel mehr in den Fokus rücken“, sagte sie.

Das Thema werde noch viel zu sehr vernachlässigt. „Es geht nicht um Gendersternchen, es geht um Leben und Tod.“ Rehappy verfolge einen anwenderbezogenen Ansatz, deshalb spielten die Unterschiede zwischen den Geschlechtern eine Rolle, berichtete von Werder.

„Wir wollen etwas entwickeln für Frauen und Männer, dann müssen wir es auch von Anfang an mit ihnen entwickeln.“ Sinnvoll sei auch die Arbeit in interdisziplinären und gemischten Teams. „Es ist wichtig, dass sich Frauen und Männer über die Themen austauschen.“

Jetzt abonnieren
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neues Teilhabegesetz geht an den Start

So wird Ihre Praxis-Homepage barrierefrei

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung