Sekundär-Prävention

Antikoagulans plus ASS bringen mehr als ASS allein

Eine Kombi-Therapie mit dem Gerinnungshemmer Rivaroxaban plus ASS beugt bei Patienten mit stabiler atherosklerotischer Gefäßerkrankung kardiovaskulären Komplikationen wirksamer vor als ASS allein.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Wirksame Kombination: Durch Rivaroxaban plus ASS lässt sich das Herz-Risiko um 24 % verringern im Vergleich zu einer Therapie mit ASS allein.

Wirksame Kombination: Durch Rivaroxaban plus ASS lässt sich das Herz-Risiko um 24 % verringern im Vergleich zu einer Therapie mit ASS allein.

© psdesign / stock.adobe.com , Grafik Ärzte Zeitung

BARCELONA. Ein Antikoagulans in sehr niedriger Dosierung kann in Kombination mit dem Plättchenhemmer Acetylsalicylsäure (ASS) bei Patienten mit stabiler koronarer oder peripherer Gefäßerkrankung (KHK, PAVK) präventiv offenbar mehr bewirken als ASS alleine. Das belegen die beim europäischen Kardiologenkongress (ESC) in Barcelona vorgestellten Ergebnisse der COMPASS-Studie (Cardiovascular Outcomes for People using Anticoagulation Strategies).

Danach wurde die Inzidenzrate für die Ereignisse kardiovaskulär verursachter Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall (primärer kombinierter Endpunkt) durch die Behandlung mit Rivaroxaban (2,5 mg zweimal täglich) plus ASS (100 mg einmal täglich) im Vergleich zur alleinigen ASS-Therapie relativ um 24 Prozent reduziert (Hazard Ratio 0,76, p < 0,001; Schwellen-p-Wert für Signifikanz = 0,025).

Im Follow-up-Zeitraum von knapp zwei Jahren (im Mittel 23 Monate) waren in der Rivaroxaban/ASS-Gruppe 379 (4,1 Prozent) und in der ASS-Gruppe 496 Patienten (5,4 Prozent) von einem der drei genannten Ereignisse betroffen. Die relativ kurze Beobachtungsdauer ist der Tatsache geschuldet, dass die Studie aufgrund des im Rivaroxaban/ASS-Arm bei einer Zwischenanalyse sichtbar gewordenen Vorteils vorzeitig gestoppt worden ist.

Der Vorteil der Kombination bei der antithrombotischen Wirksamkeit hatte allerdings einen Preis: Das Risiko für Blutungen war unter Rivaroxaban/ASS signifikant höher als unter ASS alleine. Die entsprechenden Blutungsraten betrugen 3,1 und 1,9 Prozent (HR 1,70, p < 0,001). Allerdings bestanden mit Blick auf intrazerebrale oder tödliche Blutungen keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen.

Im Studienverlauf starben im Rivaroxaban/ASS-Arm 313 Teilnehmer (3,4 Prozent) und im ASS-Arm 378 (4,1 Prozent). Der Unterschied entspricht einer relativen Reduktion der Gesamtmortalität um 18 Prozent durch das kombinierte Therapieregime (HR 0,82, p=0,01; Schwellenp-Wert für Signifikanz 0,0025).

In einem dritten COMPASS-Studienarm hatten alle Teilnehmer eine alleinige Behandlung mit Rivaroxaban (5 mg zweimal täglich) erhalten. Für diese Behandlung, die ebenfalls mit einem erhöhten Blutungsrisiko einherging, konnte anhand des primären Studienendpunktes kein signifikanter Wirkungsvorteil im Vergleich zur ASS-Therapie nachgewiesen werden.

Für die randomisierte Doppelblind-Studie COMPASS sind weltweit an mehr als 600 Zentren insgesamt 27.395 Patienten mit klinisch stabiler KHK oder PAVK rekrutiert worden. In die Studie wurden nur Patienten aufgenommen, bei denen keine Indikation für eine Duale Antiplättchen-Therapie (DAPT) mit ASS als obligater Komponente bestand. Somit waren Patienten mit akutem Koronarsyndrom (ACS) und solche mit stabiler KHK und Stent-Implantation zumindest in der Zeit einer indizierten DAPT von der Studienteilnahme ausgeschlossen.

COMPASS-Studie

- Akronym steht für "Cardiovascular Outcomes for People using Anticoagulation Strategies".

- Teilnehmer der Studie waren 27.395 Patienten mit stabiler KHK oder PAVK in mehr als 600 Zentren weltweit.

- Untersucht wurde die Behandlung mit Rivaroxaban (2,5 mg zweimal täglich) plus ASS (100 mg einmal täglich) oder mit Rivaroxaban alleine (5 mg zweimal täglich) im Vergleich zur alleinigen ASS-Therapie.

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