Forscher empfehlen

Antikoagulation auch nach Magenblutung

Sollte eine orale Antikoagulation nach überstandener Magenblutung abgesetzt werden? Nach US-Daten ist das für viele Patienten gefährlicher als die Therapie- zum Beispiel gegen Vorhofflimmern - fortzusetzen.

Veröffentlicht:
Bei jedem zweiten Teilnehmer der US-Studie wurde die Antikoagulation zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern begonnen.

Bei jedem zweiten Teilnehmer der US-Studie wurde die Antikoagulation zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern begonnen.

© emeraldphoto / fotolia.com

AURORA (BS). Wenn Patienten unter oraler Antikoagulation eine schwere gastrointestinale Blutung erleiden, stellt das Ärzte vor eine schwere Entscheidung: Sollen sie das Antithrombotikum absetzen - und damit eventuell eine Thrombose provozieren?

Oder sollen sie die Behandlung fortführen - und damit eine erneute Hämorrhagie riskieren? Versichertendaten aus dem US-Staat Colorado sprechen für Letzteres (Arch Intern Med 2012; online 22. Oktober).

Von 2005 bis 2008 wurden 442 Patienten registriert, die unter Dauertherapie mit dem Vitamin-K-Antagonisten Warfarin wegen einer gastrointestinalen Blutung behandelt werden mussten. Die Patienten waren im Mittel 74 Jahre alt.

Keine Blutung war tödlich

Hauptindikationen für die Antikoagulation waren Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern (51 Prozent), Sekundärprävention venöser Thromboembolien (24 Prozent) und Thromboseprophylaxe nach mechanischem Herzklappenersatz (10 Prozent).

Bei 260 Patienten (59 Prozent) wurde die Antikoagulation nach der Blutung fortgeführt, im Median nach vier Tagen, bei 41 Patienten sogar ohne Unterbrechung.

Nach 90 Tagen waren in der Warfarin-Gruppe zwar mehr gastrointestinale Blutungen aufgetreten (10 versus 6 Prozent), aber der Unterschied war nicht signifikant.

Keine der Blutungen war tödlich. Die Warfarin-Patienten hatten jedoch im Vergleich deutlich weniger Thrombosen (0,4 versus 5,5 Prozent). Ohne Antikoagulation gab es unter anderem drei tödliche Schlaganfälle durch Vorhofflimmern.

Binnen 90 Tagen starben 15 Patienten mit (6 Prozent) und 37 ohne Warfarin-Therapie (20 Prozent), etwa an Krebs, Infektionen und kardialen Erkrankungen. Patienten mit fortgesetzter Warfarin-Therapie hatten eine um 69 Prozent verminderte Sterberate.

Die erhöhte Mortalität nach Absetzen von Warfarin ist allerdings schwer zu erklären: nur drei der 37 Todesfälle waren durch Thrombosen verursacht.

Innerhalb der ersten Woche wieder beginnen

Der Verzicht auf Antikoagulation könnte daher Folge eines schlechten Gesundheitszustands und Kennzeichen eines erhöhen Sterberisikos sein, so die Forscher.

Die Studie habe aber auch gezeigt, dass die Fortführung der Antikoagulation mit einem "akzeptabel niedrigen Blutungsrisiko" einhergehe, heißt es in einem Kommentar zur Studie.

Die meisten Patienten mit gastrointestinaler Blutung unter Warfarin und Indikationen für eine Weiterführung der antithrombotischen Therapie sollten daher innerhalb der ersten Woche nach der Blutung wieder mit der Antikoagulation beginnen.

Auf eine zusätzliche thrombozytenhemmende Therapie ohne zwingende Indikation sollte aber möglichst verzichtet werden.

Quelle: www.springermedizin.de

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Nicht nur bei COVID-19

Infektionen erhöhen das Thromboserisiko

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 1: Phenylketonurie – Phenylalanin-Zielwerte und Monitoring während der Lebensphasen

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2, 3]

Enzymersatztherapie der Phenylketonurie

Pegvaliase: anhaltendes Ansprechen, flexiblere Ernährung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: BioMarin Deutschland GmbH, Kronberg am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Lungensurfactant

Warum Seufzen der Atmung gut tut

Lesetipps
Der Rücken eines Mannes mit Gürtelrose zeigt Vesikel.

© Chinamon / stock.adobe.com

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren