Bei Fettleber leiden andere Organe mit

Fettlebererkrankungen wie die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) sind systemische Erkrankungen. Die Therapie ist eine Herausforderung.

Von Michael Hubert Veröffentlicht:
Typisches sonografisches Bild bei einem Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose und Aszites. Auch nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) kann in Leberzirrhose übergehen. © MRI

Typisches sonografisches Bild bei einem Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose und Aszites. Auch nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) kann in Leberzirrhose übergehen. © MRI

© MRI

Die höchsten Zuwachsraten bei Erkrankungen der inneren Organe gibt es im Bereich der Leber, und zwar bei nicht-alkoholbedingten Fettlebererkrankungen. Dabei handelt es sich um ein ganzes Erkrankungsspektrum - von der Leberverfettung (Steatosis hepatis) über die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) bis hin zur Fettleberzirrhose.

"Prävalenz und Inzidenz der nicht-alkoholbedingten Fettlebererkrankungen sind unklar", sagte Dr. Jörn Schattenberg vom Uniklinikum Mainz. "Zahlen erhält man nur aufgrund erhöhter Leberwerte." So werde die Prävalenz erhöhter Leberwerte für die USA - basierend auf der NHANES-III-Studie mit 17 000 Teilnehmern - mit acht Prozent angegeben. Bei zwei Dritteln der Fälle habe es keine erkennbaren Ursachen gegeben, sodass hier eine NASH-Prävalenz von etwa 5,5 Prozent angenommen wurde. Eine Studie aus Mainz mit 5000 Teilnehmern habe bei 13 Prozent erhöhte Leberwerte ergeben, bei Patienten mit metabolischem Syndrom sogar bei 23 Prozent.

Wichtig zu wissen: Fettlebererkrankungen sind systemische Erkrankungen, mit systemischen Entzündungsprozessen. Wie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen werden verstärkt Zytokine wie TNFa und Interleukin-6 sowie Adiponektine ausgeschüttet. "Unter der Entzündung leiden auch die Gefäße und das Herz", warnte Schattenberg. Das erhöhte kardiovaskuläre Risiko führe zu einer verkürzten Lebenserwartung der Patienten. Der Hepatologe sprach auch von "chronischem viszeralen Fettsyndrom". Die leberschädigende Wirkung der Erkrankung gehe vor allem vom oxidativen Stress in den Hepatozyten aus, so Schattenberg.

"Die Diagnose einer NASH ist vor allem eine Ausschlussdiagnose", sagte Schattenberg bei einer Veranstaltung der Falk Foundation. Ein nur geringer Alkoholkonsum von weniger als 20 g pro Tag bei Frauen und 30 g bei Männern grenze die NASH von der alkoholischen Fettleber ab. Darüber hinaus seien virale Hepatitiden oder eine Autoimmunhepatitis auszuschließen, ebenso Stoffwechselerkrankungen wie Morbus Wilson.

Die Therapie der Patienten sei relativ schwierig, beklagte Schattenberg. Denn es gebe keine zugelassenen Arzneien bei NASH. Mit Metformin, Glitazonen und Inkretinen seien positive Effekte zu erzielen. So habe eine Studie mit Rosiglitazon bei NASH-Patienten über 40 Monate die Insulinsensitivität gesteigert, die Transaminasen gesenkt und die Fibrose verbessert, berichtete Schattenberg. Nachteil der Therapie: Auch das Körpergewicht der Patienten sei in die Höhe gegangen.

Ansonsten bleiben nur Allgemeinmaßnahmen wie eine gesunde Ernährung, Abspecken und ausreichender Bewegung von mindestens 140 Minuten pro Woche. "Eine Gewichtsreduktion senkt die Transaminasen und reduziert die Verfettung der Leber."

Schattenberg äußerte sich auch zum Alkoholkonsum von Patienten, die eine NASH haben: "In geringen Mengen ist Alkohol in Ordnung, er wirkt sogar leicht positiv." Der Hepatologe führt das auf einen geringen insulinsensitivierenden Effekt des Alkohols zurück.

Lesen Sie dazu auch: Bei Fettleber leiden andere Organe mit Wer Risikogene hat und auch noch raucht, ist besonders rheumagefährdet Nanomedizin treibt Diagnostik in der Dermatologie voran Plädoyer für frühere Ernährung über Sonde Netzwerke zur Reisemedizin haben sich bewährt

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Public Health Index 2025

Deutschland weist große Lücken im Gesundheitsschutz auf

Kooperation | In Kooperation mit: AOK Bundesverband
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Sollte bei Brustkrebs gegen COVID-19 geimpft werden?

Müdigkeit, Schwäche, erhöhtes TSH

Fehldiagnose Hypothyreose bringt Frau in Lebensgefahr

Lesetipps
Stethoskop auf Geldmünzen

© oppoh / stock.adobe.com / Generated by AI

EBM-Abrechnung 2026

Vorhaltepauschale 2.0: Bei 10 Kriterien ist für jeden was dabei

Ein Geldschein liegt in einer Mausefalle.

© photo 5000 / stock.adobe.com

Knackpunkt Selbstzahlerleistungen

Der richtige Umgang mit IGeL-Fallen