Kritik an Versuchen mit transgenen Embryonen

NEW YORK (dpa). Die gentechnische Veränderung von menschlichen Embryonen hat Forschern in New York den Vorwurf eingehandelt, sie bereiteten den Weg für sogenannte "Designer-Babys".

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Die Forscher der Cornell-Universität hatten einem einzelligen menschlichen Embryo ein Gen für ein fluoreszierendes Protein eingesetzt. Nach drei Tagen hatten alle inzwischen entstandenen Zellen einen schimmernden Ton. Mit dem Versuch wollten die Wissenschaftler herausfinden, ob der fluoreszierende Marker bei der Zellteilung auch an die Tochterzellen weitergegeben wird. Veröffentlicht worden sind die Versuche bereits im vergangenen Jahr (Fertil Steril 88, 2007, S310).

Das Center for Genetics and Society (CGS), eine nichtkommerzielle Organisation in Oakland in Kalifornien, kritisierte den Versuch. Die Forscher hätten auf eigene Faust und ohne öffentliche Diskussion eine bisher gültige ethische Grenze überschritten, erklärte die stellvertretende Direktorin Dr. Marcy Darnovsky.

Der Direktor des Zentrums für Reproduktionsmedizin an der Cornell Universität, Professor Zev Rosenwaks, wies die Vorwürfe zurück. Der Versuch sei mit einem nicht lebensfähigen Embryo gemacht worden, der sich nie zu einem Baby hätte entwickeln können, betonte er. Der Embryo habe drei statt zwei Chromosomensätze gehabt. Ziel der Versuche mit transgenen Embryonen seien Fortschritte in der Stammzellenforschung gewesen. Berichten etwa in der "New York Times" zufolge befürchten Kritiker dagegen, dass die Gentechnik es eines Tages erlaubt, Wunschbabys zu züchten, die besonders schlau oder sportlich sind.

Der umstrittene Versuch war bereits im Herbst 2007 bei einer USTagung vorgestellt worden, hatte zunächst aber kein Aufsehen erregt. Erst, nachdem die britische Regierung das Experiment in einem Bericht aufführte, sorgte ein Beitrag in der Londoner "The Sunday Times" für Reaktionen. Ein gentechnisch verändertes Affenbaby wurde bereits 2001 vorgestellt. Forscher aus Oregon hatten in die Eizelle eines Affenweibchens vor der Befruchtung ein Fluoreszenz-Gen eingefügt.

STICHWORT

Transgene Embryonen

Transgene Embryonen entstehen, wenn in künstlich befruchtete Eizellen ein zusätzliches Gen eingeschleust wird. Im Verlauf der Embryonalentwicklung enthalten dann alle Zellen das zusätzliche Gen. In den US-amerikanischen Versuchen an der Cornell-Universität in New York benutzten die Wissenschaftler Lentiviren als Genfähren. Solche Viren gehören wie der AidsErreger HIV zu den Retroviren. Das in Mäuse und menschliche befruchtete Eizellen eingeschleuste Gen enthielt den Bauplan für ein grünfluoreszierenden Eiweißmolekül (green fluorescent protein, GFP). Nach Angaben der New Yorker Wissenschaftler wurde das GFP-Gen stabil in das Erbgut aller Zellen integriert. Dass solche Versuche erfolgreich sind, belegen frühere Experimente, etwa mit Schweinen und mit Affen. (ple)

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