HINTERGRUND

Floyd Landis erklärt seine hohen Testosteronwerte mit der Therapie wegen einer Schilddrüsenerkrankung

Von Pete Smith Veröffentlicht:

Schon wieder wird der Radsport von einem Dopingskandal überschattet. Doch diesmal ist nicht mit Eigenblut oder EPO manipuliert worden, sondern mit Testosteron. Darauf jedenfalls deutet die A-Probe einer Kontrolle, die den diesjährigen Sieger der Tour de France, den US-Radprofi Floyd Landis vom Schweizer Team Phonak, anscheinend überführt.

Eine Bestätigung durch das Analyse-Ergebnis der B-Probe steht noch aus. Landis selbst leugnet eine Manipulation. Er selbst hält einen Meßfehler, aber auch andere natürliche Erklärungen für möglich.

Das körpereigene Steroidhormon Testosteron wurde 1984 in die Liste der im Sport verbotenen Substanzen aufgenommen. Seit 1998 sind auch Prohormone von Testosteron und Nortestosteron als Nahrungsergänzungsmittel im Handel, deren Anwendung ebenfalls verboten ist.

Testosteron hemmt die Schmerzempfindlichkeit

Testosteron hat sowohl androgene als auch anabole Wirkungen. Zu den androgenen Wirkungen soll eine Steigerung der Aggressivität gehören, eine Annahme, die jedoch nicht hinreichend gesichert ist, wie das Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln auf seiner Homepage einschränkt. Darüber hinaus hemmt Testosteron die Schmerzempfindlichkeit.

Zu den anabolen Wirkungen von Testosteron zählen unter anderen eine Zunahme der Skelettmuskelmasse, der Hämoglobinkonzentration und der roten Blutkörperchen sowie eine prozentuale Abnahme des Körperfetts. Auch soll es die Regeneration der Muskeln beschleunigen.

Mögliche Nebenwirkungen sind vielfältig. In Folge eines Mißbrauchs können sich etwa Ödeme bilden, diskutiert wird auch, ob durch Testosteron das Wachstum eines malignen Prostatatumors gefördert wird.

Zum Zwecke des Dopings werden anabol androgene Steroidhormone normalerweise in der Trainingsphase verwendet. Aber auch während eines Wettkampfs könnte, so der Sportmediziner Kurt Moosburger aus Tirol, ein Testosteronpflaster Wirkung zeigen. Die Dosis sorge für eine schnelle Regeneration, sei aber zu gering, um nachgewiesen zu werden.

Der Nachweis von Testosteron-Doping erfolgt dadurch, daß im Urin das Verhältnis von Testosteron zu Epitestosteron (T/E-Quotient) bestimmt wird. Dieser Wert nämlich gilt als relativ konstant, erhöht sich aber nach einer Applikation von Testosteron deutlich. Der T/E-Quotient liegt bei den meisten Menschen um 1 und bleibt praktisch immer unter 6, meist sogar niedriger als 4.

Testosteronwert im Urin soll um das Dreifache erhöht sein

Als Verstoß gegen die Dopingregeln gilt ein T/E-Quotient von mindestens 6 - vorausgesetzt, es liegt kein Hinweis vor, daß dieses Verhältnis auf eine physiologische oder pathologische Ursache zurückzuführen ist. Bei einem erhöhten Quotienten werden daher individuelle Referenzwerte erstellt, um den Verstoß zweifelsfrei nachzuweisen. Das kann durch Heranziehung früherer Probeergebnisse erfolgen. Mit Isotopenverhältnis-Massenspektrometrie kann zudem ermittelt werden, ob Testosteron im eigenen Körper gebildet worden ist.

Nach Informationen der "ARD"-Tagesschau ist der im Urin des Tour-Siegers ermittelte Testosteronwert um das Dreifache erhöht gewesen, was allein durch natürliche Vorgänge nicht zu erklären sei. Demnach liege der in der A-Probe ermittelte Testosteron/Epitestosteron-Quotient bei 11 zu 1. Auch habe ein Test bereits Hinweise erbracht, daß es eine Testosteron-Zuführung von außen gegeben haben müsse.

Landis selbst leugnet, je Testosteron gespritzt oder ein Testosteronpflaster an seine Hoden geklebt zu haben. Er vermutet, daß die erhöhten Werte mit mehreren Kortison-Injektionen vor seiner bevorstehenden Hüft-Operation zusammenhängen könnten. Zudem habe er 2005 wegen einer Schilddrüsenerkrankung eine Hormontherapie erhalten.

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