Abschaffung der DRG

SPD hört die Signale der Kinder- und Jugendärzte

Die SPD will Fallpauschalen in der Kinder- und Jugendmedizin abschaffen und hat ein alternatives Konzept ausgearbeitet. Und: Dafür sollen fast 400 Millionen Euro aus dem „Zukunftsprogramm Krankenhaus“ entnommen werden.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Will die Fallpauschalen für die Kinderkliniken abschaffen: SPD-Vorsitzende Saskia Esken.

Will die Fallpauschalen für die Kinderkliniken abschaffen: SPD-Vorsitzende Saskia Esken.

© Uli Deck / dpa

Berlin. Das Präsidium der SPD hat am Dienstag grundlegende Reformen für die Kinder- und Jugendgesundheit angemahnt und macht sich abei Forderungen der Kinder- und Jugendärzte zu eigen. Um eine flächendeckende Versorgung mit Kinderstationen und Kinderkliniken in Deutschland zu sichern, sollten die Fallpauschalen für die stationäre Behandlung von Kindern aufgegeben werden, haben die SPD-Vorsitzende Saskia Esken und die Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt im kommenden Jahr Katja Pähle gefordert. Zuvor hatte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) eine Bundesratsinitiative in diese Richtung angekündigt. Das Land Sachsen-Anhalt hat sich angeschlossen.

Die Sozialdemokraten haben zudem den Aufbau einer Stiftung zur Forschung an Medikamenten für die besonderen Bedarfe von Kindern und Jugendlichen gefordert. Es sollte nicht sein, dass Kinder häufig mit Arzneimitteln für Erwachsene therapiert würden, die gar keine pädiatrische Zulassung besäßen, sagte Martina Stamm-Fiebich, Patientenbeauftragte der SPD-Fraktion, am Dienstag. Zudem solle ein Kompetenznetz für Forschung und Zusammenarbeit in der Jugendmedizin aufgebaut werden. Die Möglichkeiten der Telemedizin sollten auch in der Kinder- und Jugendmedizin genutzt werden.

390 Millionen für den Umbau

Mit 390 Millionen Euro aus dem drei Milliarden Euro schweren „Zukunftsprogramm Krankenhaus“ solle der Bund die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen umsteuern. Das seien 13 Prozent, die wiederum dem Anteil von Kindern und Jugendlichen an der Bevölkerung entsprächen, sagte nun Saskia Esken am Dienstag bei einer virtuellen Pressekonferenz. An die Stelle der Fallpauschalen (DRG) sollte ein Mix von Grundpauschalen treten, schlägt Esken vor.

„Die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Kinderkliniken und -stationen ist akut gefährdet“, hatte in der vergangenen Woche der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (bvkj) Thomas Fischbach angemerkt. Immer mehr Versorgungseinrichtungen für diese Patientengruppe schlössen aufgrund aus der Sicht der meist privaten Betreiber mangelhaften wirtschaftlichen Rendite.

Aufwand für Kinder ist höher

Hintergrund der aktuellen Debatte ist die umstrittene Schließung der Kinderstation am Asklepios-Krankenhaus in Parchim im vergangenen Jahr. Der Klinikkonzern hatte Ärztemangel als Grund angegeben und den Vorwurf zurückgewiesen, die Station aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus geschlossen zu haben.

Kranke Kinder seien zeit-, personal- und materialaufwändig, argumentiert Fischbach. Medizinisches Gerät, aber auch Betten müssten in unterschiedlichen Größen vorgehalten werden. Das System der Fallpauschalen sehe diesen zusätzlichen Aufwand nicht vor. Daher müsse die Politik dafür sorgen, die Vergütung der Kliniken dem erhöhten Aufwand der medizinischen Versorgung anzupassen und den Fachkräftemangel zu beheben.

Ausbildung soll gestärkt werden

Die Ausbildung von Kinder- und Jugendärzten sowie von Kinderpsychiatern hat sich auch die SPD-Initiative auf die Fahne geschrieben. Diese Facharztausbildung müsse stärker beworben werden, sagten Esken und Pähle.Über den Hochschulpakt müssten zudem zusätzliche Studienplätze geschaffen werden. „Der Fachkräftemangel in dieser Disziplin steht vor der Tür“, sagte Esken.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ultraschallablation

Prostatakrebs: Studie zur HIFU lässt viele Fragen offen

Adhäsive Kapsulitis

Positive Daten für supraskapulären Nervenblock bei Schultersteife

Das könnte Sie auch interessieren
Prof. Dr. Claudia Traidl-Hoffmann und Dr. Michael Seewald

© Anatoli Oskin / Universität Augsburg; © AstraZeneca

Umfrage unter Ärzt:innen

Nachhaltigkeit wird Kernbestandteil verantwortungsvoller Medizin

Anzeige | AstraZeneca GmbH
Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

© Jennifer / stock.adobe.com

Zuwendung statt Rezept

Wege zu mehr Nachhaltigkeit in der Arztpraxis

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Studie VISION-DMD: motorische Funktion TTSTAND-Geschwindigkeit unter Vamorolon 6mg/kg/Tag im Vergleich zu Placebo (erstellt nach [13])

© [M] Springer Medizin Verlag GmbH; Santhera Germany GmbH

Therapie der Duchenne-Muskeldystrophie mit Kortikosteroiden über alle Altersstufen

Grundlagen und Real-World-Erfahrungen mit Vamorolon

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera Germany GmbH, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Traumatologie

Bienenstich in die Hornhaut: Schnell raus mit dem Stachel!

Lesetipps
Ein junger Fuchs im Wald

© Thomas Warnack/dpa

Alveoläre Echinokokkose

Fuchsbandwurm-Infektionen sind wohl häufiger als gedacht

Schema einer Messung der minimalen Resterkrankung bei Patienten und Patientinnen mit akuter lymphatischer Leukämie, akuter myeloischer Leukämie, chronischer myeloischer Leukämie oder mit multiplen Myelom

© freshidea / stock.adobe.com

Messbare Resterkrankung

Muss man wirklich auch die letzte Krebszelle eliminieren?