Regress: Ängste und Fluchtgedanken

COBURG (ars). Arzneimittelregresse machen Ärzte krank: Einer Umfrage zufolge haben sie gehäuft Depressionen und Ängste, die ihnen den Schlaf rauben, sie sind unmotiviert und unkonzentriert, haben Kopf- oder Rückenschmerzen, denken an Aufgeben, Auswandern oder vorzeitigen Ruhestand.

Veröffentlicht:
Regresse treiben Ärzte in Sorgen bis hin zu Suizidgedanken.

Regresse treiben Ärzte in Sorgen bis hin zu Suizidgedanken.

© Foto: forestpathwww.fotolia.com

Jeweils über 90 Prozent berichteten über Gereiztheit, Zukunfts- und Versagensängste, eingeschränkte Konzentration oder Ausgebranntsein. Höher als 80 Prozent lag jeweils der Anteil derer, denen Schlafstörungen, depressive Stimmung und mangelnder Antrieb zu schaffen machen. Über 70 Prozent gaben jeweils Nacken- oder Rückenschmerzen an. Je knapp die Hälfte trank mehr Alkohol oder hatte sogar Suizidgedanken.

Ergeben hat das eine Auswertung von Fragebögen zur psychosozialen Befindlichkeit (Leymann Inventory of Psychosocial Terror). Ausgefüllt haben die Formulare 72 Teilnehmer eines Treffens von Ärzten, denen ein Regress bevorsteht.

Doch was bewegt die Ärzte, Beruf und Gesundheit zu riskieren? Den Ergebnissen lasse sich entnehmen, dass es Praxisbesonderheiten sind, schreibt Studienautor Dr. Argeo Bämayr aus Coburg: Fast die Hälfte praktizierte in Orten mit weniger als 10 000 Einwohnern, 71 Prozent versorgten überwiegend ländliche Gebiete, 63 Prozent hatten zu mehr als der Hälfte chronisch Kranke unter ihrer Klientel. Es seien also Kollegen, die sich unter widrigen Umständen besonders kranken Patienten widmen, und keineswegs unbelehrbare Hasardeure, stellt Bämayr fest (NeuroTransmitter 11, 2008, 11).

Die meisten dachten an berufliche Konsequenzen: mehr als jeweils 60 Prozent an vorzeitigen Ruhestand, an Aufgabe der Praxis, passiven Widerstand, Eindämmen der Kassenpraxis oder Dienst nach Vorschrift, etwa 40 Prozent ans Quittieren jeder ärztlichen Tätigkeit oder an Auswandern. Für viele von Richtgrößenprüfungen bedrohte Ärzte breche eine Welt zusammen, wenn niemand anerkenne, wie sehr sie sich engagieren und die Selbstbestimmung der Patienten achten, resümiert Bämayr. Damit seien medizinische Fehlhandlungen programmiert.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mediensucht, Depressionen, HPV-Impfung

DAK baut Vorsorgeangebot in Kinder- und Jugendarztpraxen aus

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Psychische Erkrankungen begünstigen CED-Schübe

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Auch bei moderatem Konsum

Studie: Zuckerhaltige Getränke lassen Nierensteine wachsen

Lesetipps
Dreidimensionale gerenderte medizinische Illustration von Dickdarmkrebs im absteigenden Dickdarm eines Mannes.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Aktivierende PIK3CA-Mutation

ASS könnte sich bei bestimmten Darmkrebsformen doch lohnen

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung